Spicery in Haidhausen:Buddha hat alles im Blick

Lesezeit: 3 min

Angemessen scharf, erfreulich frisch: Das Spicery gehört den Betreibern der Gaststätten Yum und Yum to take - und versteht sich als Oberklassenversion des Prinzips. Der gebratene Reis bleibt einem wegen seines Preises von 19,50 Euro aber erst einmal im Halse stecken.

Kurt Kuma

Oberklassenexotik: das Restaurant Spicery am Weißenburger Platz.  (Foto: Jakob Berr)

Ein bisschen hermetisch wirkt sie schon, die nagelneue, metallgerahmte Glasfassade des Restaurants Spicery am Weißenburger Platz. Dunkle Scheiben verbergen nunmehr eine Lokalität, wo vor nicht langer Zeit australische Biere ausgeschenkt wurden. Doch wer die schwere Eingangstür aufschwingt, betritt ein einladendes kleines Reich. Ein heißes Tuch und ein Tässchen Tee rücken schnell die Außenwelt und den Alltag in weite Ferne. Man fühlt sich ein bisschen wie in der Business Class einer exotischen Airline.

Es ist Konzeptgastronomie, aber vom Feinsten. Vielleicht kein Wunder, schließlich haben die Betreiber Übung mit erfolgreichen Gründungen: Ihnen gehören Gaststätten wie das Yum und das Yum to take. Die Spicery ist nun kulinarisch wie preislich die Oberklassenversion jenes Prinzips, bei dem Thailänder in der Küche arbeiten und Deutsche an der Kasse.

Dunkle Brauntöne dominieren das Interieur, extravagant wirkt der ornamentale Deckenschmuck, in dem sich kunstvoll die Leuchtmittel verbergen, die das Lokal mit seiner bulthaupesken Möblierung samt eingepasster Buddhas in dezenten Schummer tauchen. Wer Diskretion sucht, fürs Geschäftliche oder Private, der wird sich wohlfühlen, auch dank der Tischabstände. Sogar am Zweiertisch mittendrin, wo in manchen Restaurants die Nachbargespräche das eigene Wort übertönen, bleibt die Kommunikation vertraulich.

Willkommen also in Thailand, genauer gesagt in Ost- und Nordthailand, wie es die Speisekarte etwas borniert wissen lässt. Beginnen wir mit Klassikern wie gebratenem Reis, von dem sich so mancher Asien-Backpacker wochenlang ernährt. Mit einer frischen Limette schmeckt er in der Spicery wie in Chiang Mai, bleibt angesichts des Preises von 19,50 Euro allerdings kurz mal im Halse stecken. Andererseits: Wo echte Thais kochen, sollte man sich sowieso nicht mit fried rice aufhalten. Und auch nicht mit Asiaklassikern wie frittierten Vorspeisen-Röllchen (8,50 Euro), die wir etwas arg trocken fanden. Verschenkt wird leider die Chance, mit einer in Nordthailand üblichen Wurst zu punkten. Mangels Soße wirkte diese im Herkunftsland oft schmackhafte Fleischware wie die exotische Version einer durchgegrillten, aufgebröselten Bratwurst. Viel mehr Spaß machte uns zum Beispiel das süß-scharfe Fischsüppchen (mit Betonung auf -chen) für 8,50 Euro sowie die Salate (alle 13,50 Euro). Unter letzteren sei die Version mit fein geschnittenen Auberginenscheibchen gelobt sowie die mit knusprigem Fisch, der eingebettet in eine erfrischende Limetten-Chili-Koriander-Sauce echte Thailand-Assoziationen wecken kann.

Als Lackmus-Test für die Authentizität wählten wir das rote Entencurry, und ohne zu zögern würden wir gern einen amtlichen "Original"-Stempel aufdrücken. Die Zutaten sind frisch, die Ente ein stattliches Geflügel und kein aus dem Tiefkühler gezogenes, vergilbtes Fettkrüstchen, wie es Billigasiaten auftischen. Auch das Thai-Basilikum hat noch vor kurzem am Busch gehangen. Die Schärfe ist angemessen und schmiegt sich den reichhaltigen Curry-Aromen wohlgesonnen an.

Ähnlich viel Freude hatten wir mit dem Massaman-Curry, einer kräftigen Spezialmischung, die man wie alle Standard-Currys des Hauses mit Huhn, Schwein, Rind oder Tofu bekommen kann. Angesichts des Preises von 18,50 Euro kam uns der fried rice wie ein absurder Ausrutscher vor, den geldwerten Vorteil betrachtend.

Unter der Kategorie Fisch preist die Speisekarte mehrere Prawn-Gerichte an, die wir übergingen, um uns dem Squid zuzuwenden. Die Tintenfischringe lagen weich und kein bisschen gummiartig in einer harmlos aussehenden, transparenten, aber intensiven und grenzwertig scharfen Sauce, garniert unter anderem mit Streifen vom Thaisellerie (22,50 Euro). Etwas pingelig könnte man bemängeln, dass der Koch sich nicht recht entscheiden konnte, ob er das Meerestier nun dünsten oder braten wollte.

Bei dem Versuch, die exzentrische Seite der Spicery kennenzulernen, wagten wir uns bis in die Kategorie "Thai Fusion" auf der Speisekarte vor, wo sogar Krokodil (29,90) angeboten wird. Letzteres erschien uns aber arg unthailändisch, sodass wir Soft Shell Crab in Chu Chee Curry (27,90 Euro) probierten, für das die krustenfreien Krabben mit einem raffinierten, leicht nussig wirkenden Curry mit Lotoswurzel und Kokos sowie frischen Pfefferkörnern serviert werden. Das Geschmackserlebnis war zweifellos groß, lag unserem Gaumen nach aber nicht weit genug über dem des Massaman-Currys.

Mit der Wahl des Getränks hat man wenig Sorgen. Auf der Weinkarte kann man kaum danebentippen. Schon die eher günstigen Gewächse, etwa ein rheinhessischer Riesling oder ein südafrikanischer Sauvignon Blanc (20 und 23 Euro) ergänzten die Oberklassenexotik der Spicery auf angenehme Weise.

Spicery, Weißenburger Platz 3, Telefon: (089) 67972680, www.spicery.asia, Öffnungszeiten Täglich 18 Uhr bis 1 Uhr, Küche bis 23.30 Uhr

© SZ vom 18.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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