Der Münchner Stadtrat hat in dieser Woche mit großer Mehrheit zugestimmt, den Ausbau der Tennis-Anlage des MTTC Iphitos mit insgesamt 8,6 Millionen Euro zu unterstützen – und damit womöglich einen Präzedenzfall geschaffen. Die gewährte Förderung kommt nämlich in erster Linie dem jährlich im Frühling in Schwabing-Freimann ausgetragenen Profiturnier der Männer zugute, weswegen der Stadtrat Thomas Lechner (Die Linke/Die Partei) während der Debatte in der Vollversammlung bereits ankündigte, den Beschluss möglicherweise juristisch überprüfen zu lassen.
Grund für den Zuschuss ist die beabsichtigte Aufwertung der sogenannten „Bavarian Open“ von einem Turnier der 250er-Kategorie in die 500er-Klasse. Die globale Profiorganisation ATP stuft ihre Veranstaltungen bekanntlich nach Zahl der zu gewinnenden Weltranglistenpunkte ein: Je mehr Punkte vergeben werden, desto bessere Spieler sind zu erwarten. Als 500er-Turnier wäre die Veranstaltung, die von einer eigens dafür vom gemeinnützigen Verein gegründeten Wirtschafts-GmbH organisiert wird, deutlich attraktiver. Für den von der ATP bereits avisierten Aufstieg ist jedoch der Ausbau des Center-Courts nötig; die Zuschauerkapazität soll von aktuell 4000 auf etwa 7000 bis 7500 erhöht werden.
Dies soll mit mobilen Tribünen geschehen, die nach dem neuntägigen Turnier im April oder Mai wieder abgebaut werden können. Neben einigen anderen Baumaßnahmen sollen zudem Umkleiden und Sanitäranlagen erweitert werden, was in den übrigen 50 Wochen des Jahres auch dem Breitensport zugutekäme. Über diese Brücke wurde nun die Beteiligung der Stadt konstruiert, die 30 Prozent an den geschätzten Gesamtkosten in Höhe von 28,7 Millionen Euro trägt. Die Hälfte soll der Freistaat übernehmen, den Rest der Verein.
Die Förderung von Profisport gehört ja nicht zu den kommunalen Aufgaben; in der Beschlussvorlage der beteiligten Referate für Arbeit und Wirtschaft sowie Bildung und Sport wurde auch ausdrücklich „darauf hingewiesen, dass bei der vorgeschlagenen Vorgehensweise erstmalig eine primär dem Profisport dienende Sportanlage nach den Sportförderrichtlinien gefördert und (...) von den Sportförderrichtlinien abgewichen würde. Für künftige vergleichbare Vorhaben besteht daher die Gefahr der Schaffung eines Präzedenzfalles“.
„Eine tolle Nachricht für alle Tennis-Fans“
Über diesen Passus hatten die meisten Stadtratsmitglieder offensichtlich hinweggelesen. Nur der sportpolitische Sprecher der Grünen, Beppo Brem, hatte überhaupt Unbehagen geäußert, dass die 19-seitige Vorlage sehr kurzfristig verschickt worden war. Aber auch er und seine Fraktion stimmten dem Vorhaben letztlich zu, weil es „weiteren Auftrieb gibt in einer Sportart, die nicht Fußball ist“. FDP-Stadträtin Gabriele Neff hatte zu bedenken gegeben: „Wenn wir jetzt nicht ausbauen, kriegen wir in Zukunft das 250er-Turnier auch nicht mehr.“ Insofern freuten sich alle großen Parteien über das positive Votum. „Eine tolle Nachricht für alle Tennis-Fans“, fand SPD-Sportsprecherin Kathrin Abele. Ihre CSU-Kollegin Ulrike Grimm hob die erhofften Auswirkungen auf den Tourismus hervor.
Nur Linken-Vertreter Lechner wunderte sich: „Wo kommen denn die 8,6 Millionen Euro überhaupt her, wenn wir als Stadt dauernd sagen, wir haben kein Geld?“ Nun, 1,25 Millionen sollen dem Budget des Sportreferats entnommen werden, das für kurzfristig notwendige Baumaßnahmen im Breitensport vorgesehen ist. Die restlichen knapp 7,4 Millionen Euro werden vom Bau- ins Wirtschaftsreferat umgeschichtet und von dort an den MTTC Iphitos weitergeleitet. Für die Linke-Fraktion stellt sich das so dar, dass dieses Geld letztlich „aus Töpfen der Wohnungsbauförderung“ stamme, „das für den sozialen Wohnungsbau vorgesehen ist“.
Da die Stadt in anderen Fällen gerne auf private Investorenmodelle setze und der MTTC Iphitos durch seine Vorstandsmitglieder über gute Kontakte in die Immobilienwirtschaft verfüge, regte Lechner an: „Soll doch die GmbH des Vereins Investoren an Land ziehen.“