Verweile doch, Du bist so schön! Mit all Deinen Glühbirnen, die als nackte Gerippe von der Decke baumeln und deren leere Verpackungen noch auf der Fensterbank herumliegen. Mit Deinen Heizungen, die dunkelrot überstrichen worden sind und nun nicht minder lässig sind wie die Schals und Nerdbrillen Deiner Gäste. Mit Deinen Bierkästen, die zu Stühlen umfunktioniert worden sind, und mit Deinen Gamsgeweihen an der Wand, die nun den Besuchern als Kleiderhaken dienen!
München hat einen neuen Club. Und der ist wieder einmal vergänglich, genauer gesagt: temporär. Der Name könnte deswegen besser nicht sein: Provisorium. Voraussichtlich bis zum Frühjahr darf in den Räumen eines ehemaligen bayerischen Wirtshauses in der Lindwurmstraße 37 gefeiert werden, danach soll hier ein Hotel entstehen.
Im Provisorium passt alles: die Musik, die Leute, das Ambiente. Unverputzte Wände, an denen Werke lokaler Künstler hängen, eine kleine Tanzfläche und an der Bar Wodka mit Mango-, Minz- oder Passionsfrucht-Aroma.
Etwa zur gleichen Zeit wie das Provisorium hat das Art Babel, die Nachfolge-Location vom Puerto Giesing, am Norkauer Platz in der Maxvorstadt sein Programm gestartet - mit weniger Partys als der Vorgänger, dafür mit Literatur-Performances, Kunstausstellungen und Tanzkursen. Natürlich alles nur temporär.
Der Zwischennutzungsstätte Import/Export in der Goethestraße 30 ist der Mietvertrag unterdessen noch einmal verlängert worden, nach der Sommerpause geht der Betrieb im September weiter. Dann werden wieder berühmte und weniger bekannte Musiker auftreten, während die Münchner ausgelassen dazu tanzen - bis eines Tages das Gebäude dann doch abgerissen wird.
Zum puren Ausgehglück fehlt der Stadt jetzt nur noch eines: ein guter neuer Club. Der bleibt.