Süddeutsche Zeitung

Teilzeit:Ganz gerecht

Laura und Sebastian Weisenburger arbeiten beide Teilzeit

"Etwas anderes, als alles ganz gerecht aufzuteilen, kam für uns nie in Frage", sagt Laura Weisenburger. Sie ist Chirurgin an einer Münchner Klinik, ihr Mann Sebastian macht Öffentlichkeitsarbeit für ein Forschungsprojekt an der Universität. Ihre Tochter Leonore wird bald zwei Jahre alt. Schon die Elternzeit haben die beiden sich aufgeteilt. Laura Weisenburger war acht Monate zu Hause, ihr Mann sechs. Seitdem arbeiten sie beide Teilzeit.

Wie klappt das? "Einer muss flexibel sein", sagt die Chirurgin - und das ist Sebastian Weisenburger. "Die Kita ruft eher ihn an, wenn etwas ist. Ich bin während einer Operation nicht erreichbar." Zudem stehen ihre Dienstzeiten weit im Voraus fest, regelmäßig muss sie 24-Stunden-Schichten schieben. Spontane Änderungen seien quasi unmöglich. Sebastian Weisenburgers Problem ist der lange Arbeitsweg. Weil er Leonore meistens in die Krippe bringt und abholt, schafft er es nur knapp, seine vertragliche Arbeitszeit von 32 Stunden pro Woche im Büro zu sein. "Ich setze mich dann oft abends noch für zwei Stunden hin", sagt er. Sein Arbeitgeber sei von dieser Variante anfangs nicht angetan gewesen. Auch die Reaktion auf seinen Elternzeitantrag sei erst einmal kritisch gewesen. Bei Laura Weisenburger war es ähnlich. "Als Chirurgin ein Kind zu bekommen, ist eine Karrierebremse", sagt sie. Nach Leonores Geburt sei sie eine Dienstgruppe nach unten gestuft worden und habe fast ein Jahr kaum im Operationssaal gestanden. Ihr Mann hat zwar schon vor Leonores Geburt Teilzeit gearbeitet, war aber ehrenamtlich engagiert als Chef der Münchner Grünen. Das zeitintensive Amt mit vielen Abendterminen hat er dem 50/50-Modell geopfert.

Den Großputz erledigt alle zwei Wochen eine Putzfrau, den Rest der Hausarbeit teilen sich die beiden auf. Trotz aller Nachteile sind sie glücklich mit dem Modell - und würden sich wieder dafür entscheiden.

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Quelle:
SZ vom 27.02.2016 / bavo
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