Verkehr:App verspricht günstigere Taxifahrt vom Flughafen in die Stadt

Verkehr: Für eine Fahrt vom Flughafen nach München bekommt ein Taxler gut Geld. Er muss dafür aber auch stundenlanges Warten in Kauf nehmen.

Für eine Fahrt vom Flughafen nach München bekommt ein Taxler gut Geld. Er muss dafür aber auch stundenlanges Warten in Kauf nehmen.

(Foto: Marco Einfeldt)
  • Münchens Taxifahrer protestieren an diesem Dienstag gegen ihre Verdrängung durch neue Fahrdienstvermittler wie Uber.
  • Währenddessen starten Lufthansa und das Start-up Mytaxy eine Testphase.
  • Über die App sollen sich Kunden ein Taxi vom Flughafen in die Innenstadt teilen können.

Von Günther Knoll und Robert Meyer

Am hinteren Ende des Taxistands am Münchner Flughafen stehen sie zu zweit an der Tischtennisplatte und hauen sich den Ball um die Ohren. Andere Kollegen sitzen im Auto und lesen, ab und zu spiele man auch Schach, sagt einer. Was so aussieht, als könnten sich die Taxifahrer am Flughafen Müßiggang leisten, das ist nichts anders als unbezahlte Wartezeit. Denn die Konkurrenz ist groß, nicht nur intern; längst bieten auch ungeprüfte Fahrer ihre Dienste an, organisiert übers Internet und von Firmen wie Uber. Diese üben, wie die Taxifahrer befürchten, großen Einfluss auf die Politik aus. Da nun im Bund die Novellierung des Personenbeförderungsgesetzes ansteht, demonstrieren an diesem Dienstag Münchens Taxler bei einer Sternfahrt dafür, dass ihr Gewerbe dabei die gebührende Aufmerksamkeit erfährt.

"Wir sind Taxi, alles andere billige Kopien", ist das Motto der Demonstration, zu der die beiden Münchner Taxizentralen, die Verbände und viele Taxiunternehmer aufgerufen haben und die so ähnlich auch in Nürnberg stattfindet. "Wir verstehen uns als Teil des öffentlichen Verkehrs", sagen unisono Frank Kuhle, Vorsitzender des Landesverbands der bayerischen Taxi- und Mietwagenunternehmen, und Florian Bachmann, Sprecher des Münchner Taxi-Verbands. Deshalb drängen sie auch darauf, gesetzliche Mindeststandards einzuhalten: zum Beispiel, dass die Zulassungsbestimmungen und die offiziellen Tarife für alle Anbieter gelten. Und dass auch alle rund um die Uhr zur Verfügung stehen müssen, und nicht nur, wenn viel los ist - so wie es Uber bislang praktiziert.

Mit etwa 3300 Lizenzen hat München laut Kuhle eine sehr hohe Taxidichte, dafür aber auch eine enorme Wirtschaftskraft. Dass manche Fahrgäste trotzdem zu Onlineanbietern abwandern, habe nicht unbedingt mit Sparsamkeit zu tun, denn deren Fahrzeuge seien in Stoßzeiten ohnehin teurer, sagt Kuhle. Es sei eher ein Hype, von dem sich auch die Politik anstecken lasse. Deshalb nutze man diesen Dienstag, an dem die letzte Sitzung des noch amtierenden Landtags stattfindet, um an die Öffentlichkeit zu gehen.

Vor einem Jahr demonstrierten die Taxler schon einmal in München - 1200 nahmen teil. Von dieser Zahl sei man überrascht gewesen, sagt Bachmann, aber auch davon, dass die Öffentlichkeit überwiegend positiv reagiert habe. Kuhle, der auch Geschäftsführer der Taxi-München eG ist, der größten Taxizentrale der Stadt, hält nichts von einem Streik wie zuletzt in Spanien, wo die Taxistände an den Flughäfen nicht besetzt waren, dafür aber die Hauptstraßen in Madrid blockiert und die Internet-Konkurrenz mit Steinwürfen und aufgeschlitzten Reifen bekämpft wurden.

Für die Sternfahrt an diesem Dienstag sind 1400 Fahrzeuge angemeldet. Start ist um 12 Uhr im Norden im Olympiapark und im Süden am Parkplatz an der Hansastraße, Ziel ist das Siegestor, wo um 14 Uhr die Kundgebung beginnen soll. Zwar werde es zu Beeinträchtigungen kommen, auch wenn man die Hauptverkehrsachsen meide, sagt Kuhle, doch wolle man "die Bürger mitnehmen". Es gehe dem Gewerbe, sagen die beiden Funktionäre, um "eine faire Diskussion".

Doch schon wieder mischen sich Branchenfremde ins Geschäft: Das Hamburger Start-up Mytaxi und die Lufthansa wollen drei Monate lang ein neues Sharing-Angebot in München testen. Von diesem Mittwoch an sollen sich Reisende mit "mytaximatch" ein Taxi vom Flughafen nach München teilen können. In der App entscheidet sich der Kunde für eine gemeinsame Fahrt und gibt sein Ziel an. Die App sucht einen anderen Fahrgast, der ein ähnliches Ziel hat, und setzt beide in ein gemeinsames Auto. Jeder bezahlt dann seinen Anteil an der Strecke. Eine Fahrt in die Innenstadt soll pro Kunde maximal 49 Euro kosten. Selbst wenn sich kein Mitfahrer findet, garantiert Mytaxi diesen Preis. "Dabei bringen wir keine neuen Fahrzeuge auf die Straße, sondern lasten vorhandene Kapazitäten nach dem Shuttle-Prinzip sinnvoll aus", sagt Johannes Mewes von Mytaxi.

Ali Kahraman, einer der wartenden Taxifahrer am Flughafen, ist von dem neuen Angebot nicht überzeugt. Wenn zwei Kunden ein gemeinsames Auto bestellen, falle eine Fahrt weg. Für die Kunden sei das toll, meint er, für Taxifahrer aber bedeute das nur die Hälfte an Einnahmen. Gleb Tritus, Geschäftsführer der Innovationsabteilung von Lufthansa, will diese Zweifel zerstreuen. "mytaximatch" spreche vor allem Reisende an, "die sich sonst wahrscheinlich nicht für ein Taxi entschieden hätten". Das zeigten die Erfahrungen aus Berlin und Hamburg, wo es "mytaximatch" bereits gibt. Tritus sagt, durch die zusätzlichen Kunden werde die Zahl der Taxifahrten insgesamt nicht sinken. Ob das neue Angebot künftig auf ganz München ausgeweitet wird, ist bisher unklar. Mytaxi will dafür die Testphase abwarten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: