Für jemanden, der das Lokal in der Maistraße früher kannte, ist es wie ein Kulturschock, wenn er das Melina Merkouri betritt: Die Kellner und Barleute sind freundlich, sehr sogar, man fühlt sich willkommen, auch wenn man nicht Stammgast ist. Das war, als der Laden noch Molos hieß, ganz anders.
Peffekoven behauptet von sich, ein langmütiger Mensch zu sein. Jedenfalls hat er es nie gemocht, wenn Tester oder Online-Bewerter über das Personal in Restaurants schnödeten, das - zur Auswahl - faul oder übereifrig, zu langsam oder zu hastig, gelangweilt oder aufdringlich, himmelschreiend inkompetent oder überheblich sei. In den meisten Fällen, und so viele sind es in Wahrheit gar nicht, wo man wirklich Anlass zur Klage hat, sind die Leute einfach überarbeitet und gestresst.
Dies vorausgeschickt, hat Peffekoven nie zuvor oder danach einen so katastrophalen, pöbelhaften und selbstgefälligen Service erlebt wie früher im Vorgängerlokal. Da half es auch wenig, dass der Frei-Ouzo in Strömen floss. Wer von den Kellnern gnädig in den Stammgaststatus erhoben wurde, durfte abends mit Party machen und damit angeben, nicht ganz so herablassend behandelt zu werden wie andere. Ein Freund von Peffekoven bemerkte einmal, das Molos sei die Strafe der Götter auf dem Olymp dafür, dass wir die Griechen in der Finanzkrise so verständnislos behandelt hätten.
Aber: Alles vorbei. Die Betreiber - die Gebrüder Faltenbacher - sind noch dieselben, Einrichtung und Deko der großen Gasträume ähnlich wie zuvor, etwas heller, ein stilvolles, schlicht mediterranes Ambiente. Und die Küche, die, zugegeben, ja auch im Molos gut war, hat das Niveau gehalten, ja sogar erhöht (und ist ganz ähnlich im Schwabinger Kalypso zu finden, das zum gleichen Betrieb gehört). Das neue Lokal hat bereits viel Anklang gefunden, trotz der vielen Plätze empfiehlt sich zumindest am Wochenende eine Reservierung (oder man findet draußen auf der schönen Terrasse unter den bunten Glühbirnen einen Platz).
Als Genuss empfanden Peffekoven und Begleitung besonders die warmen Vorspeisen (und die, jedenfalls für München und die Maistraße, moderaten Preise). Genau richtig fest und pikant gewürzt kam der Oktopus vom Grill (12,80), ein wenig gepfeffert und mit Zitrone beträufelt - köstlich. Einmal mehr wurde Peffekoven seinem in Erinnerung an den weissagenden WM-Kraken Paul gefassten Entschluss untreu, keinen Oktopus mehr zu speisen, und redete sich damit heraus, dass seine verantwortungsvolle Aufgabe als Tester ihn eben dazu verpflichte. Es ist eben ein hartes Gewerbe, da muss man so einiges auf sich nehmen.
Deutlich unproblematischer war der gelungene Zucchinipuffer mit Joghurt-Kümmel-Dip (7,80), neben den üblichen Taramas und gefüllten Weinblättern hat die Vorspeisenkarte auch einige weitere Besonderheiten wie den feinen Bohnensalat, einen Couscoussalat (4,20 beziehungsweise 5,70 Euro) und einen Mastelo aus Chios, einen einfachen, aber überzeugenden salzigen Weichkäse vom Grill mit Feigenmarmelade (8,90 Euro). Interessant sind auch die Salate, nicht nur der übliche mit Gurke, Feta, Tomate, sondern zum Beispiel ein frischer Rote-Bete-Salat mit Apfel, Joghurt und Walnüssen (6,90 Euro).
Bei den Hauptspeisen sind so ziemlich alle griechischen Standards zu finden, nach Peffekovens Versuchen überzeugend. Was in seiner Studentenzeit beim Griechen nebenan zutreffend "Herkules-Platte" genannt wurde, heißt hier etwas dezenter "Melina-Teller" und hat von allem kurzgebratenem Fleisch etwas, gute Qualität und schön saftig (15,40 Euro). Zart und wohlschmeckend waren auch das Huhn in Zitrone-Oregano-Marinade oder die Calamares vom Grill (9,90 beziehungsweise 12,90).
Es lohnt sich aber immer, auf die aktuelle Tageskarte zu sehen, wo es auch Steak und frische Fischgerichte gibt, wie einmal einen perfekt angebratenen, innen noch leicht weichen Thunfisch mit Zitrone. Die Weinkarte ist ebenfalls sehr erfreulich und bietet eine gute Auswahl deutscher, italienischer und, natürlich, griechischer Flaschen. Nach dem Essen gibt es wie üblich einen Ouzo aufs Haus, manchmal auch, eine nette Idee, ein frisch gemachtes Dessert.
Die Servierer und Serviererinnen bleiben selbst bei Hochbetrieb umsichtig und sehr nett? Ja, der Geist des Hauses ist wie verwandelt, und das ist Absicht; die wilde Partylocation hat sich in einen, freilich leicht gehobenen, Eckgriechen zurückverwandelt - es geht also auch mal so herum, stellte Peffekoven erfreut fest: Das Solide siegt über das Schrille. Und die Hommage an die Namenspatronin, die berühmte Schauspielerin und Bürgerrechtlerin Melina Mercouri, hat Peffekoven, der ein großes Herz für das Griechische hat, nicht minder gefallen.