Konzerthaus:Tateo Nakajima ist eine gute Wahl

Tateo Nakajima führt die Firma Artec, nun Arup

Zieht die Schuhschachtel- der Weinberg-Bauweise vor: Tateo Nakajima.

(Foto: oh)

Die Akustik des von Nakajima geplanten Konzertsaals in Breslau ist fabelhaft. Von Vorteil ist auch, dass er eine besondere Konzerthausform bevorzugt.

Kommentar von Egbert Tholl

Anfang 2017 erkundete das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks einige neuentstandene Konzertsäle, um sich klarer darüber zu werden, wie das geplante Konzerthaus in München klingen sollte. Nach Paris kamen auf dieser Reise die Überraschungen, in Katowice und Wrocław, das früher einmal Breslau hieß. Nicht nur, dass der Saal dort für lediglich 115 Millionen Euro gebaut worden war, inklusive Vorplatz und Tiefgarage, er klingt auch fabelhaft gut. Damals war schon die Probe des Orchesters ein Erlebnis, so präsent hat man die Musiker fast noch nie gehört, da musste man schon an die legendäre Suntory Hall in Tokio denken. Ins "Narodowe Forum Muzyki" geht man rein und ist perplex.

Für die Akustik verantwortlich in Breslau ist Tateo Nakajima. Als der seine erste große Erfahrung mit einem Konzertsaal machte, war er noch Teil des Teams von Russel Johnson, der für den Klang des Saals im Luzerner Kongresszentrum verantwortlich war. Nach Russels Tod führte Nakajima dessen Firma Artec, nun Arup, weiter. Und blieb Russels Philosophie letztlich treu.

Der König der Schachteln

Simpel gesagt gibt es zwei Basismodelle für Konzertsäle, Weinberg und Schuhschachtel. Toyota, der bekanntste aller Akustiker, bevorzugt Weinberg, Nakajima die Schachtel. Der extremste Weinberg-Saal der Welt ist die Hamburger Elbphilharmonie, an ihr kann man das Prinzip am besten erklären: Das Publikum sitzt ums Orchester herum, wie in einem klingenden Kochtopf. Das Ergebnis kann umwerfend sein, aber nicht auf allen Plätzen, je nach Repertoire. Außerdem bevorzugt Toyota ein extrem helles, sozusagen digitales Klangbild, das keinen Fehler verzeiht.

Die Artec- beziehungsweise Arup-Säle arbeiten mit Echokammern, man kann den Klang den Anforderungen anpassen. Das Erstaunliche in Breslau ist nun, dass der Saal absolut transparent klingt, dass man jeden einzelnen Musiker orten kann, der Gesamtklang geradezu dreidimensional wirkt, obwohl das Publikum ganz traditionell angeordnet ist. Schachtel eben, wie in einem 200 Jahre alten Saal. Gleichzeitig hat der Saal viel mehr Wärme als die Elbphilharmonie, man fühlt sich sehr wohl. Außerdem scheint es sehr wahrscheinlich, dass im neuen Konzerthaus ohnehin kein Weinbergsaal hineinpasst, weil die sehr breit sind. Sondern eben eine Schachtel. Und der König der Schachteln ist Nakajima.

Toyota wird die Philharmonie ertüchtigen und das Ausweichquartier der Philharmoniker betreuen. Herrlich nun, dass die beiden dann neuen Münchner Säle nicht gleich klingen werden.

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