d - Einmal in der Woche verwandelt sich die Grundschule Neuried in ein großes Musikhaus. Dann erfüllen Gitarrenklänge, Flötentöne, Percussionrhythmen, Orchestertakte und Gesang die Gänge. Jeden Montag in der sechsten Stunde ist für alle Schüler der 3. und 4. Klassen Musizieren angesagt, denn Grundschule und Musikschule sind eine ganz besondere Verbindung eingegangen: Jeder Schüler, der ein Instrument spielt, musiziert 45 Minuten lang im Ensemble, wer kein Instrument spielt, singt im Chor. Bei insgesamt 161 Schülern ist das eine geballte Ladung Klang, die da entsteht. Seit fünf Jahren gibt es das Ensembleprojekt und es ist ein großer Erfolg. An kaum einer anderen Grundschule erreicht ein Musikprojekt eine so große Anzahl an Schülern.
Gemeinsam Musik zu machen, im Ensemble zu spielen, das sei Kernaufgabe, sagt Christoph Peters, Leiter der Neurieder Musikschule. Doch für die Ensemblearbeit bleibe oft zu wenig Zeit. Weil in Neuried Grund- und Musikschule unter einem Dach untergebracht sind und ein Großteil der Grundschüler ein Instrument spielt, lag die Idee nahe, das Ensemblespiel in den Schulunterricht am Vormittag zu integrieren. "Wir wollten dieses Potenzial nutzen", erklärt Peters, der sich das Projekt mit dem ehemaligen Schulleiter Franz Mitterer vor fünf Jahren ausgedacht hat. Inzwischen ist das Ensemblespiel fest etabliert. "Musik ist so wichtig im Alltag", sagt Peters: "Leise sein, gemeinsam atmen, zählen, anfangen, mal steht der eine im Vordergrund, der andere spielt im Hintergrund und umgekehrt, gemeinsam wieder ausklingen" - das fördere den Gemeinschaftssinn und schule die soziale Kompetenz.
Darüber hinaus ist das gemeinsame Musizieren ein echtes Erlebnis. Die Schüler springen darauf an, beobachtet Peters. Wem macht es schon auf Dauer Spaß, immer alleine auf der Flöte zu blasen? Montags machen sie es in Gemeinschaft. Heuer gibt es zwei Gitarren-, ein Blockflöten- und ein Percussion-Ensemble, dazu eine Gruppe, die Harfe, Cello, Akkordeon und Klavier spielt. Außerdem gibt es das Junior-Blasorchester, geleitet von Dieter Kanzleiter, dem Dirigenten der Neurieder Blasmusikanten. Im Ensemble müssen die Schüler aufeinander hören, sie üben gemeinsam ein Stück ein und bringen es, so gut jeder kann, zu klanglicher Vollendung. Jeder darf beim Ensembleprojekt mitspielen, egal, wie gut er sein Instrument beherrscht. Für einen Anfänger schreiben die Musiklehrer, die die Ensembles unterrichten, eine Stimme einfach um. Gerade im Blasorchester ergeben sich dadurch grenzüberschreitende Verbindungen: Dieter Kanzleiter integriert die Grundschüler auch gleich in die zahlreichen Auftritte der Blasmusikanten. So sitzt dann eine neunjährige Hornistin neben einem 60 Jahren alten Profi.
Regelmäßig stehen auch die anderen Ensemble-Schüler gemeinsam auf der Bühne und präsentieren, was sie können. Ihre einstudierten Stücke gehen quer durch die Musikgeschichte, "begeistern kann man sie mit allem." Mit dem Thema aus "Star-Wars", das Kanzleiter mit dem Orchester einübt, aber auch mit Beethovens "Ode an die Freude" oder einer Allemande, einem Tanz aus der Renaissancemusik, den das Gitarrenensemble einstudiert. Grund- und Musikschule haben ihre besondere Partnerschaft in einem hochoffiziellen Kooperationsvertrag festgezurrt. So dass ihnen keiner mehr so leicht nehmen kann, was sie hier zum Klingen gebracht haben.