Münchner Momente:Als ein Euro noch ein Vermögen war

Münchner Momente: Was Schönes vom Taschengeld kaufen? Kaum noch möglich. Die Inflation ist längst im Kinderzimmer angekommen.

Was Schönes vom Taschengeld kaufen? Kaum noch möglich. Die Inflation ist längst im Kinderzimmer angekommen.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Wenn Großeltern ihren Enkeln früher etwas Geld zugesteckt haben, konnten die sich noch was richtig Tolles davon kaufen. Und heute, in Zeiten hoher Inflation? Sind die Beträge dieselben, aber es gibt kaum mehr etwas dafür.

Glosse von Isabel Bernstein

An dieser Stelle ein Hoch auf all die Omis und Opas, ohne die das Leben mit Kind in einer Stadt wie München um einiges komplizierter wäre. Sie springen wie selbstverständlich bei der Kinderbetreuung ein, wenn der Kindergarten geschlossen ist oder es mit dem wohnortnahen Kita-Platz - trotz Rechtsanspruch - nicht klappt, holen die Enkel von der Spielgruppe ab, wenn Mama und Papa arbeiten müssen, und sind sich auch für noch so lästige Tätigkeiten wie Basteln oder Kneten nicht zu schade. Danke, liebe Omis und Opas!

Zugegeben, das war jetzt die sehr nutzerzentrierte Eltern-Perspektive. Erinnert man sich an die eigene Kindheit zurück, kommen freilich noch andere Erinnerungen hoch. An die Engelsgeduld beim stundenlangen Spielen, an das verschwörerische Zublinzeln, wenn man etwas angestellt hatte und Mama nichts erfahren durfte, an den Süßigkeiten-Schrank, bei dem die Omi natürlich nie gemerkt hat, dass er nach dem Enkel-Besuch leer gefuttert war (irgendein Heinzelmännchen befüllte ihn bis zum nächsten Besuch immer wieder) - und an die eine Mark, die man behalten durfte, wenn man nach dem Wocheneinkauf den Einkaufswagen vom Auto wieder zurück zum Supermarkt brachte. "Kauf dir was Schönes", hieß es dann.

Diese Erinnerung kam neulich beim Besuch im Tierpark Hellabrunn wieder hoch. Eine ältere Frau wartet mit ihren zwei Enkeln am Isar-Eingang darauf, dass ihre Tochter von der Toilette wiederkommt. Und wie das so ist mit Enkeln, zufällig in dem elternfreien Moment fällt ihnen die Frage ein: "Oma, dürfen wir uns was kaufen?" Aber natürlich, bevor die Kinder in der Kälte warten müssen... Die Enkel verschwinden im Zoo-Shop. Wenige Minuten später kommt Mama zurück. Wo die Kinder seien? "Die kaufen sich grad was Schönes", sagt die Oma. "Ah - hast du ihnen Geld mitgegeben?" - "Ja. Einen Euro."

Ein Euro. Und das in Zeiten hoher Inflation. Die Mutter schaut ein wenig pikiert. Kurzer Blick auf die Ständer vor dem Zoo-Laden: Hier gibt es Schlüsselanhänger, Kalender, Kuscheltiere - aber nicht auch nur ansatzweise für einen Euro. Früher, da war ein Euro (der noch Mark hieß) ein halbes Vermögen, von dem man sich die wirklich wichtigen Dinge im Leben kaufen konnte: eine Süßigkeiten-Tüte mit weißen Mäusen und grünen Fröschen im Freibad etwa oder ein Milcheis oder man konnte einen Kaugummi aus einem dieser seltsamen Automaten herauslassen. Und heute?

Auf dem Heimweg kommt man an der benachbarten Eisdiele vorbei. Wohl eine der letzten Eisdielen-Bastionen, bei der es noch was für einen Euro gibt, eine Kinderkugel nämlich. Der Eismann hat dieser Tage den Laden dicht gemacht, Winterpause. Mal sehen, ob die Enkel hier im nächsten Frühjahr noch etwas für ihren einen Oma-Euro bekommen. Falls ja: danke, lieber Eismann!

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