Nahverkehr:So könnte das neue Tarifsystem im MVV aussehen

Lesezeit: 2 Min.

Vor allem Pendler fahren mit der Reform der Tarifreform günstiger. (Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Gesellschafterversammlung des MVV könnte sich am Freitag auf ein neues Tarifsystem einigen.
  • Ein erstes Modell war wieder verworfen worden, nachdem Ministerpräsident Söder ein 365-Euro-Ticket ins Spiel gebracht hatte.
  • Offenbar ist es den Beteiligten gelungen, den vom Freistaat überraschend zugesagten Finanzbeitrag von 35 Millionen jährlich möglichst fair zu verteilen.

Von Dominik Hutter und Bernhard Lohr, München

Die Reform der Reform steht vor ihrer Vollendung: An diesem Freitag berät die Gesellschafterversammlung des MVV erneut über das neue Tarifsystem - und die Beteiligten zeigen sich optimistisch, dass sich Freistaat, Stadt München und die MVV-Landkreise auf eine für alle verträgliche Lösung verständigen können. Im Kern ging es darum, den vom Freistaat überraschend zugesagten Finanzbeitrag von 35 Millionen jährlich möglichst fair zu verteilen. Das ist offenbar weitgehend geglückt. Die gleiche Summe schießt bereits die Stadt München zu - das Geld wird vor allem dafür verwendet, Preissteigerungen beim Innenraumticket zu vermeiden. Wenn das Gremium das neue Fahrpreissystem absegnet, könnte es in einem Jahr in Kraft treten, zum Fahrplanwechsel 2019.

Mit Details halten sich die beteiligten Politiker noch zurück, aus Sorge, die schon einmal wieder zerredete Reform noch zu gefährden. Immerhin zeigte sich am Dienstagabend Christoph Göbel (CSU), der Landrat des Landkreise München, bei einer Bürgerversammlung in Höhenkirchen-Siegertsbrunn öffentlich "sehr zuversichtlich", dass der in langen, intensiven Verhandlungen gefundene "ganz ordentliche" Kompromiss auch beschlossen wird.

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Nach SZ-Informationen stehen am Freitag mehrere Modelle zur Auswahl, zwei gelten als besonders attraktiv. Allen ist gemeinsam, dass die Zahl der Tarifzonen auf sieben reduziert wird - eine M-Zone, die die bislang vier Münchner Abo-Ringe umfasst, sowie den Außenraum. Dem Wunsch vor allem der näheren Umlandgemeinden, möglichst den gesamten Landkreis der M-Zone zuzuschlagen und damit den Pendlern sehr günstige Fahrpreise zu ermöglichen, konnten die Planer des MVV offenbar nicht entsprechen. Dies hätte wegen der geringeren Fahrgeldeinnahmen in etwa die gesamten 35 Millionen Euro des Freistaats verschlungen - was wohl weder im Interesse der äußeren Landkreise noch der Stadt München gewesen wäre.

Nun aber profitiert neben den Landkreisen auch die Stadt München von dem Geldsegen, mit dem der Freistaat - wohl auch unter dem Eindruck des damals tobenden Wahlkampfes - über seinen Schatten gesprungen ist. Solche Beiträge waren bislang nicht üblich. Die Münchner jedenfalls können künftig wohl, falls die Reform diesmal abschließend durchgeht, beim Monats-Abo im gesamten Stadtgebiet für denselben Preis herumkurven, der bislang allein für die Ringe 1 und 2 fällig war. Zusätzlich winken Angebote, die bislang immer ein wenig im Schatten der Tarifauseinandersetzung mit den Umlandgemeinden standen: ein Seniorenticket ohne die bislang übliche Neun-Uhr-Beschränkung. Sowie Schüler- und Auszubildendentickets, die nicht nur auf den Weg zwischen Wohnung und Ausbildungsstätte beschränkt und damit auch freizeittauglich sind.

Aber auch für längere Strecken soll das neue Tarifsystem Vorteile bieten. Zumindest für die meisten Pendler. Nach Auskunft Göbels wurde die Zahl derer, die von der Reform benachteiligt werden, minimiert. Man habe es geschafft, nervige Tarifsprünge zu vermeiden, die immer dann entstehen, wenn die eigene Haltestelle kurz hinter einer Zonengrenze liegt. Dazu sollen offenbar die Zonengrenzen "verbreitert" werden, so dass diverse Haltestellen direkt auf dieser Linie liegen und damit zu beiden angrenzenden Tarifzonen gehören. Das spart vielen Fahrgästen Geld, weil sie die Grenze nicht überfahren müssen. Nach Angaben aus Gesellschafterkreisen entsteht eine Art Graubereich, der direkt außen an die M-Zone anschließt. Göbel zufolge liegt künftig ein Großteil der Stationen im Landkreis München wie eine Perlenkette auf einer Zonengrenze. Die Bahnhöfe in der Gemeinde Aying etwa auf der Grenze zur Zone zwei und drei.

Die MVV-Tarifreform war zumindest im Kreis der Gesellschafter in diesem Jahr schon einmal beschlossen gewesen. Dann aber hatten Landräte, die sich benachteiligt gefühlt haben, unter dem Eindruck des Wahlkampfs und des von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ins Spiel gebrachte 365-Euro-Ticket das Paket noch einmal aufgeschnürt und Nachverhandlungen verlangt. Sie führten zu der Finanzspritze des Freistaats. Ob es je ein 365-Euro-Ticket geben wird, ist unklar - Söder hatte von einer sehr langfristigen Idee gesprochen.

© SZ vom 22.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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