Münchner Verkehrsverbund:Stadt stellt bis zu 85 Millionen Euro für MVV-Tarifreform zur Verfügung

Neue U-Bahn mit Türbeleuchtung in München, 2016

Markus Söder soll bei seiner Ansage eines 365-Euro-Tickets beim Wort genommen werden.

(Foto: Florian Peljak)
  • Die Stadt hat die Tarifreform des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) beschlossen, in Kraft treten soll die Reform am 15. Dezember 2019.
  • Fast alle Fraktionen loben den neuen Tarif als einfacher und für die meisten Nutzer günstiger.
  • Für Dauerkarten-Besitzer wird der Preis günstiger oder sie erhalten mehr Leistung für annähernd das gleiche Geld. Steigen werden hingegen die Preise für Tagestickets.

Von Heiner Effern

Die Stadt hat die Tarifreform des Münchner Verkehrsverbunds (MVV) beschlossen und das Geld dafür bereitgestellt. Den nach drei Jahren Verhandlungen erzielten Kompromiss lässt sich München bis zu 28,35 Millionen Euro pro Jahr kosten. In Kraft treten soll die Reform am 15. Dezember 2019, bei drei Jahren Laufzeit könnte der Zuschuss der Stadt dann bis zu 85 Millionen Euro betragen. Der Wirtschaftsausschuss stimmte dem einhellig zu. Fast alle Fraktionen lobten den neuen Tarif als einfacher und für die meisten Nutzer günstiger. Die Stadt könne zufrieden sein, ihre Vertreter hätten "sehr, sehr viel rausgeholt", sagte Bürgermeister Manuel Pretzl (CSU).

Der Weg zu diesem Ergebnis war allerdings ein extrem steiniger. Im Sommer 2018 war eine erste Reform bereits ausgehandelt und auch im Münchner Stadtrat beschlossen worden. Doch der Landkreis München verweigerte so lange die Zustimmung, bis die Verhandlungen vor dem Scheitern waren. In der folgenden Hochphase des Landtagswahlkampfs schaltete sich Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ein und stellte überraschend erstmals eine finanzielle Beteiligung des Freistaats am Defizit des MVV bereit. 35 Millionen Euro im Jahr für Tickets und 15 Millionen Euro zusätzlich für die Infrastruktur. Dazu versprach Söder ein 365-Euro-Ticket für große Verkehrsverbünde Bayerns.

Mit diesem Zuschuss wurden die Tarife so reformiert, dass alle acht MVV-Landkreise und die Stadt München zustimmen konnten. Das bisherige System von vier Innenraum- und zwölf Außenraum-Ringen wird zur Fahrplanumstellung durch eine einzige Innenraumzone ersetzt. Im Außenbereich wird es sechs Zonen geben. Grundsätzlich gilt beim Preis: Für Dauerkarten-Besitzer wird er günstiger oder sie erhalten mehr Leistung für annähernd das gleiche Geld. Steigen werden hingegen die Preise für Tagestickets.

Der Wirtschaftsausschuss erklärte zudem parteiübergreifend, dass er Ministerpräsident Söder bezüglich seines 365-Euro-Jahrestickets "beim Wort nehmen" will. So drückte es CSU-Wirtschaftssprecher Richard Quaas aus. Auf Vorschlag der SPD forderte der Stadtrat den Freistaat einstimmig auf, als Einstieg bis Herbst 2020 eine entsprechende Jahreskarte für Auszubildende einzuführen. Die Grünen scheiterten damit, davon die Zustimmung der Stadt zur gesamten Reform abhängig zu machen. Der Plan der Grünen sah vor, dabei auch schon ein 365-Euro-Ticket mit einer Gültigkeit von 9 Uhr an miteinzubeziehen. Zur Not hätte die Stadt das alleine finanzieren müssen, hieß es im Antrag. Norbert Specht vom MVV rechnete jedoch vor, dass der Alleingang München etwa 40 Millionen Euro im Jahr kosten würde. Das Ergebnis der Reform könne sich "auch so sehen lassen", sagte SPD-Wirtschaftssprecherin Simone Burger.

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