Dieser Text ist leider veraltet, die Bar gibt es inzwischen nicht mehr.
In Untergiesing geht es neuerdings ein bisschen spanischer zu: Die Arbeit ist vorbei, auf dem Weg nach Hause geht man auf ein Bier, einen Wein oder einen Longdrink noch kurz in einer Bar vorbei. Dazu werden als kleine Vorspeise vor dem Abendbrot einige Tapas gereicht. Trinken, schnabulieren, reden, lachen - alles im Stehen. In der Untergiesinger Sommerstraße hoffen die Betreiber des neuen Enlatado darauf, mit ihrem Angebot die kulturellen Gepflogenheiten der Anwohner im Viertel ein wenig nach spanischem Vorbild umkrempeln zu können.
Die Bar liegt etwas versteckt in der engen Gasse. Vormieter war das Restaurant Sommer. Ende Januar nun haben Daniel Gómez Mannfeld und seine Freundin Lara Coll an gleicher Stelle ihre Bar eröffnet. "Wir verfolgen hier ein Stehkonzept", erklärt Wirt Gómez Mannfeld, "schon deswegen sind wir nicht einfach die nächste Tapasbar in der Stadt."
Dranbleiben am spanischen Original
Das ist gut so. Denn Tapasbars gibt es in München bereits reichlich. Meistens lässt der Gast dort ziemlich viel Geld für einen Haufen kleiner Teller mit allerlei Köstlichkeiten, wird aber selten richtig satt. "Man hat die Idee von Tapas prostituiert", sagt Wirt Gómez Mannfeld. Im Enlatado will er dagegen näher dranbleiben am spanischen Original. Automatisch wird zu jedem Getränk auch eine Tapa gereicht, im Preis Inbegriffen. Zum Bier, dem einzigen Mahou vom Fass in Deutschland (0,3 Liter 3 Euro), gibt es Kartoffelchips, Mandeln zum kleinen Feierabend Gin-Tonic (4 Euro) oder zum Rotwein (Mencia, 0,1 Liter 3 Euro) ein paar Oliven, gereicht in einer umfunktionierten Konservenschale.
Auf wen zu Hause dann kein Abendbrot wartet, der muss im Enlatado nicht hungrig bleiben: Im Angebot sind wechselnde Tagesgerichte wie Chorizo-Salat oder Sandwiches (5 Euro). Sonntags von 13 Uhr an bieten Gómez Mannfeld und Coll für Verkaterte und Spätaufsteher ein Paella-Sangria-Frühstück an. Und natürlich fehlt in der spanischen Bar die obligatorische Kühlvitrine nicht, in der sich auf der Theke auch die übrigen, stets selber gemachten Speisen begutachten lassen.
Edle Zutaten aus der Dose
Im hinteren Bereich der Bar schmückt ein Regal aus ausrangierten Weinkisten die Wand, darin eine Auswahl der Produkte, mit denen Gómez Mannfeld und Coll arbeiten. Viele edle Zutaten sind darunter, oft eingemacht oder eingedost. "Spanien ist der größte Hersteller von Lebensmittel- und Feinkostkonserven auf der Welt", löst Gomez-Mannfeld den vermeintlichen Widerspruch von "edel" und "Dose" auf. Und so erklärt sich auch der Name des Lokals: "Enlatado" bedeutet nichts anderes als "in der Dose".
Das Ambiente in der Bodega allerdings wirkt keineswegs eingequetscht: Heller Dielenfußboden und zwischen den wenigen Stehtischen und den umfunktionierten Fässern ist viel Platz. Nur einige Barhocker bieten einige Sitzgelegenheiten. Die frisch geweißten Wände und ein großer Spiegel lassen den Raum noch größer und lichter erscheinen, als er eigentlich ist. Erst wenn sich das Lokal - bisher nur zum Wochenende - mit Menschen füllt, verliert sich diese für eine lebendige Stimmung bedrohliche Weite des Raum. Dann aber bietet die Bar tatsächlich eine gute Gelegenheit, in Untergiesing ein wenig spanische Luft zu atmen.