Tanztheater im Schwere Reiter:Reduziert

Cristina D'Albertos "Anthologie/Blütenlese"

Von SABINE LEUCHT

Vier mit Gaze bespannte Kuben bilden im Schwere Reiter ein Kreuz. Zwischen dessen Winkeln vertanzen Sara Campinoti, Robert Hemming, Hillel Perlman und Lotte Sandborgh biografisches Material von Münchnern, mit denen sie die Vornamen teilen. Wie viele Hillels und Saras sich für Cristina D'Albertos Recherche gemeldet haben, erfährt man nicht. Möglicherweise ist von ihren Berichten über Alltags-Challenges und das, was den Einzelnen wertvoll macht, die zu einem Zirpen verfremdete Stimme in Leonhard Kuhns von Jazzklängen unterwandertem Elektro-Soundtrack geblieben. Oder das eine oder andere Naturelement in einem der Layer von Ikenna Okegwos Videoinstallation? "Anthologie/Blütenlese" ist das zweite Tanzstück der italienischen Choreografin in München. Man sollte es nicht mit der Lust auf konkrete Geschichten besuchen. Aber die Bereitschaft, die Aktionen danach zu durchleuchten, hält einen bei der Stange. Lange kommt einem immer ein Tänzer näher, während man durch die Gaze sieht, was die anderen machen: Vom Wölben der Brust über fluide bis panisch-abwehrende Armbewegungen, Ganzkörper-Kippmomente, Yoga-Posen und Schmerz-Performances ist allerlei gleichzeitig zu sehen - gefiltert durch die individuellen Stärken der Tänzer, die sich vor ihre Repräsentationsaufgaben schieben. Das Layer-Prinzip ist omnipräsent.

Anthologie/Blütenlese, letztmalig Samstag, 24.10., 18 und 20.30 Uhr, Schwere Reiter

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