Tanz:Verheißungen

Das Jugendtanzfestival "Think Big!"

Von Sabine Leucht

Eine indische Tänzerin zwischen Tradition und Moderne, vier witzige belgische Jungs mit Koffern, sechs urbane Frauen auf individuellen Bewegungstrips, acht Cellos im Ein- und Missklang und ein wilder Pulk unglaublich tanzbegabter Kinder: Sieht man den Film "Think Big! #7", packt einen die Sehnsucht nach den acht Produktionen, die die Festivalleiterinnen Simone Schulte-Aladag und Andrea Gronemeyer nach München eingeladen haben. Doch leider herrscht Corona und der Kurzfilm muss reichen. Das Live-Erlebnis wandert - wenn Corona will - ins nächste Jahr.

Benedict Mirows und Miria Wurms filmischer Appetizer ist eine Art Festival in a nutshell. Er zeigt die Vielfalt des professionellen Tanzes für junges Publikum, für die sich "Think Big!" seit 2011 stark macht. Damit die Kinder und Jugendlichen, denen der hinter dem Festival stehende Verein "Fokus Tanz" auch ganz praktisch Beine macht, immer etwas Tolles zu sehen bekommen, engagiert er sich auch im Netzwerk Explore Dance, das in München, Hamburg und Potsdam "junge" Tanz-Performances initiiert. Seit 2018 entstehen Bühnenstücke und kleine mobile Arbeiten. Sieben davon hätten zu Beginn des diesjährigen "Think Big!" gezeigt werden sollen. Nun sind die sogenannten halbstündigen Pop-ups übrig geblieben - und auch davon nur zweieinhalb. In Anna Konjetzkys Solo "Move more morph it!" zappt Sarah Hubys Flummi-Körper durch ein popkulturelles Figurenarsenal und produziert mit Sergej Meingardts Hilfe comicartige Körpermusik. Das Duo Deufert & Plischke hat mit Münchner Kindern eine interaktionsminimierte Corona-Version seines Potsdamer Stückes "Spinnen" einstudiert, in dem ganz normale Kids in hygieneregelkompatiblen Kreidequadraten sehr unterschiedlich komplexe Bewegungen zeigen, was bei den (hier leider vorwiegend erwachsenen) Zuschauern die Hemmschwelle senkt, selbst einzusteigen.

Hier geht es in erster Linie um den Spaß am Mitmachen und das Ansteckungspotenzial von Tanz. Wie Pop-up-Produktionen Alltagsräume in magische Orte verwandeln, zeigt eine leider wieder nur filmische Stippvisite bei Ceren Orans Klassenzimmerstück "Fliegende Wörter", in dem zwei Tänzer und eine Musikerin abstrakte Begriffe Bewegung und Klang werden lassen. Das wirkt schon auszugsweise und aus der Konserve enorm inspirierend und ist hoffentlich bald wieder live zu erleben.

Der Film Think Big! #7 ist auf Vimeo zu sehen

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