In einem Münchner Club, so hat es Osiel Gouneo in einem Gespräch mit der SZ erzählt, sei er mal gefragt worden, was er so mache im Leben. Erster Solist am Bayerischen Staatsballett, habe er geantwortet, und die jungen Leute um ihn herum hätten nicht viel mit dieser Info anfangen können. Wo er denn so tanzen würde? Na, im Nationaltheater. Ah, und wo das denn sei? Gouneo, internationaler Starballerino, hatte ihnen dann Karten besorgt. Fasziniert seien die Gäste gewesen. Mann, cool, wie ihr euch bewegen könnt. Der Tanz, gemacht von jungen Leuten – für junge Leute. Liegt auf der Hand, eigentlich. Und ja, das Tanzpublikum ist deutlich jünger als das der Oper, als im Konzertsaal. Und doch, das meint nicht nur Osiel Gouneo, man könnte viel mehr von ihnen erreichen.
Die dänische Choreografin Mette Ingvartsen etwa überwindet mit ihrer Arbeit „Skatepark“ Barrieren, in dem sie Hindernisse – sogenannte Obstacles – aufstellt. An diesem Mittwoch, 20. November, (Einlass 20 Uhr, Beginn 20.30 Uhr) wird die Münchner Muffathalle zum Parcours mit Rampen und Halfpipes.
Der öffentliche Raum wird in den theatralen verlegt, Protagonisten der lokalen Skate-Community treffen auf Skater und Tanz-Profis, mit denen Ingvartsen tourt. In diesem Experiment, in dem auch Musik, Klangkunst und Lichtdesign eine große Rolle spielen, geht es um Jugendkultur, Lifestyle, Anti-Establishment-Mythen, Kommerz und Hochleistungssport, denn Skaten ist ja mittlerweile olympisch. Alles fließend.
Was läuft in der Literatur:Herausragende Lesungen im November
Ob Anne Applebaum oder Navid Kermani, Amitav Ghosh oder Maja Lunde, Clemens Meyer oder Martina Hefter: Große Namen prägen die zweite Novemberhälfte in der Münchner Literaturszene.
Vom Skatepark zum „Trailer Park“, supersportiv, sehr körperlich sind auch hier alle unterwegs, wie so oft in den Stücken des Münchner Choreografen Moritz Ostruschnjak, der ja auch eine Affinität für Inlineskating hat. Hier nun also keine müde herumstehenden Wohnwagen mit Kapitalismus-Flüchtigen oder Ausgestoßenen im Outback der Wohlstandsgesellschaften. Alle sind hier bis zum Kollaps gehetzt mittendrin im Nirgendwo des Internets.
„Welcome to the internet, have a look around.“ Scroll, scroll, wisch, wisch. Auf den Trikots dieser Dauersprinter die Werbelogos großer Firmen. „Who wants to live forever“ singt Freddie Mercury. Ostruschnjak kommt am 27. November (20 Uhr) mit dem großartigen Ensemble von tanzmainz in den Stadtsaal des Forums Fürstenfeld nach Fürstenfeldbruck. Am Stadttheater Mainz hatte das Stück vor einem Jahr auch Premiere. Im Anschluss an die Veranstaltung gibt es im Säulensaal ein Publikumsgespräch mit dem Choreografen.
Traditionell niedrig ist der Altersdurchschnitt in den Matineen der Heinz-Bosl-Stiftung, die jugendliche Fanbase der Akteure macht’s möglich. Aber natürlich genießen auch ältere Tanzfreunde diese durchweg hochklassigen Leistungsschauen des Münchens Ballett-Nachwuchses, bei denen oft Wetten abgeschlossen werden, wen von den Tänzerinnen und Tänzern man demnächst im Ensemble des Bayerischen Staatsballetts sehen wird.
Auch bei den Herbst-Matineen am 24. November und 1. Dezember (11 Uhr) im Nationaltheater wird das wieder so sein. Die Ballett-Akademie der Hochschule für Musik und Theater München zeigt den berühmten Grand Pas d’Hongrois aus „Raymonda“ (Choreografie: Marius Petipa, Neuinszenierung: Ray Barra, 2001). Das Bayerische Junior-Ballett tanzt Stücke von Xin Peng Wang, Norbert Graf und Simon Adamson-De Luca, für das Mitglied der Junior Company ist „Return to Innocence“ sein allererster Auftrag als professioneller Choreograf. Die Zukunft gehört ihm.