Was läuft im TanzSchwanengesang statt Schwanensee

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Tanz um Troja am Gärtnerplatztheater: Mariana Romao (Mitte) mit Ensemble.
Tanz um Troja am Gärtnerplatztheater: Mariana Romao (Mitte) mit Ensemble. (Foto: Marie-Laure Briane)

Im Juli zeigen Münchens Ballettbühnen Highlights der Saison, im Werksviertel gibt es Experimente und im Deutschen Theater Weltklasse-Tango.

Von Jutta Czeguhn

Schwanensee ist das wohl berühmteste klassische Ballett. Aber hier geht es mal nicht um den weißen und den schwarzen Schwan – um Odette und Odile. Und es wird auch kein Corps de Ballet in weißen Tutus auf Spitze wie mit Lineal gezogen zu Tschaikowskys Musik über die Bühne trippeln. Nichts von all dem, denn bei diesem Tanztheater kommt die Musik von Franz Schubert, es handelt sich um seinen Liederzyklus „Schwanengesang“, den er in seinem letzten Lebensjahr 1828 schrieb. Sieben Lieder zu Texten von Ludwig Rellstab, ganz viel romantisches Liebessehnen, dann noch sechs vertonte Heine-Gedichte, abgrundtief verzweifelt.

Der Münchner Brahmschor präsentiert diese berühmten Lieder am Donnerstag, 11. Juli (19.30 Uhr Werk7 theater, Werksviertel, Speicherstraße 22), in seinem Sommerkonzert erstmals in einer Fassung für vierstimmigen, gemischten Chor, arrangiert von Dirigent Andreas Schlegel. Und was die Sache vollends besonders macht: Man wird das Werk als Tanzperformance erleben, mit Nathalie Bury und Florian Ulrich Sollfrank, festes Ensemblemitglied im Bayerischen Staatsballett, dem auch Peter Jolesch einst angehörte und wo er auch in mehreren Produktionen als Charakterdarsteller zu erleben war. Im „Schwanengesang“, einer Choreografie von Ada Ramzews, versinnbildlichen Sollfrank und Jolesch nun Jugend und Alter.

Schuberts „Schwanengesang“ mit Tanzperformance: Mit dabei sind Peter Jolesch (hinten) sowie Nathalie Bury und Florian Ulrich Sollfrank.
Schuberts „Schwanengesang“ mit Tanzperformance: Mit dabei sind Peter Jolesch (hinten) sowie Nathalie Bury und Florian Ulrich Sollfrank. (Foto: Peter Werner)

Florian Ulrich Sollfrank gehört dem Corps de ballet des Staatsballetts seit 2018 an, im Juli kann man ihn im Nationaltheater unter anderem noch in Angelin Preljocajs „Le Parc“ erleben (3. 7.). Im Rahmen der Münchner Opernfestspiele zeigt das Staatsballett bis zum Ende der Spielzeit ebenfalls noch den dreiteiligen Abend mit Choreografien von Nacho Duato, Andrew Skeels und Sharon Eyal (10. 7.). Zudem kommt am 19. Juli noch einmal John Crankos „Onegin“ auf die Bühne, mit Ksenia Shevtsova als Tatjana, Osiel Gouneo als Onegin und Shale Wagman als Lenski. Das Staatsballett schließt die Saison mit dem Triple „Sphären“, in dem Angelin Preljocaj neben seiner eigenen Kreation „Un trait d’ union“ Choreografien von Emilie Lalande und Edouard Hue präsentieren wird (18., 20., 21. und 22. 7.).

Es sind bestürzende Zahlen, die das Gärtnerplatztheater in der Ankündigung seiner neuen Ballett-Produktion „Troja“ mitliefert: 14 400 Kriege sollen in der historisch belegten Menschheitsgeschichte bisher stattgefunden haben, mit mehr als 3,5 Milliarden menschlichen Todesopfern. Der Trojanische Krieg ist für den griechischen Choreografen Andonis Foniadakis kein Heldenepos, sondern, ausgehend von Euripides’ Tragödie „Die Troerinnen“, eine Blaupause für den Preis, den Menschen in jeder Art von bewaffnetem Konflikt zu zahlen haben. Zu sehen ist das Ballett in dieser Spielzeit noch am 2., 4., 6. und 9. Juli.

Argentinischer Tango: Michael Nadtochi und Elvira Lambo beherrschen ihn meisterhaft.
Argentinischer Tango: Michael Nadtochi und Elvira Lambo beherrschen ihn meisterhaft. (Foto: Dr. Thomas Lackner)

Menschen tanzen, um Spaß zu haben. Diese Erfahrung, so hat Michael Nadtochi einmal in einem Interview erzählt, habe er erst gemacht, nachdem er 1998 aus Russland in die USA übergesiedelt war. Heute gehört der mit seiner Tanzpartnerin Elvira Lambo zu den Spitzenpaaren des argentinischen Tangos weltweit. Im Rahmen des dritten Munich Summer Tango Weekend treten die beiden am Samstag, 13. Juli, (19.15 Uhr) im Silbersaal des Deutschen Theaters auf. Bei dieser Gala Milonga mit Live-Musik vom Sonder Tango Orchestra kann das Publikum nicht nur das Profi-Paar bestaunen, sondern selbst das Parkett erobern. Wer jetzt denkt, das könnte peinlich werden: Bei einem Tango-Workshop mit Flavia Cristaldo kann man zuvor von 18 bis 19 Uhr eingerostetes Tango-Wissen ein wenig auffrischen (Anmeldung und Karten unter www.deutsches-theater.de). Aber mal ehrlich, peinlich – das gibt’s nicht im Tanz.

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