Was gibt's Neues im Tanz?:Große Körperkunst auf Münchens Tanzbühnen im Februar

Lesezeit: 2 Min.

Deutschland-Premiere: Die Tanzshow „Lágrimas Negras“ der Limonada Dance Company im Deutsches Theater  führt nach Kuba. (Foto: Peter Koren)

Im Deutschen Theater feiert eine Show das Leben des legendären kubanischen Jazzpianisten Bebo Valdés, im Schwere Reiter gibt es Bewegungskunst zur Musik von John Cage.

Von Jutta Czeguhn

„Ich verdanke Kuba meine Karriere“, sagt Enrique Gasa Valga, da sitzt er im verfallenen Club Tropicana von Havanna mit dem kubanischen Gitarristen Ray Fernandez zusammen. In dem kurzen Video, einer Art Backstory, erklärt der spanische Choreograf und ehemalige Balletttänzer, was ihn zu seiner Show „Lágrimas Negras“ inspiriert hat, die das Leben von Bebo Valdés und dessen Clan erzählt.

Der legendäre Jazz-Pianist (1918–2013) hatte wie zig Tausende seiner Landsleute Kuba Anfang der Sechzigerjahre unter dem Eindruck von Fidel Castros Revolution verlassen. Seine Angst, im Gefängnis oder vor einem Erschießungskommando zu landen, habe ihn ins Exil getrieben, begründete Valdés später seine Flucht nach Schweden, wo er mittellos ankam und bald in Vergessenheit geriet. Erst Mitte der Neunzigerjahre waren es exilkubanische Musiker wie Paquito D’Rivera, die diesen Großen des Latin-Jazz wieder ins Rampenlicht zurückholten. Es folgten Alben und Grammys. Kuba hat er indes nie wieder gesehen.

Späte Anerkennung: Bebo Valdés, mit hier Alicia Keys und Diego el Cigala 2003 in Madrid – mit dem berühmten spanischer Flamenco-Sänger nahm der Pianist sein Album "Lágrimas Negras" auf. (Foto: Imago/famous)

Enrique Gasa Valgas Tanz-Show, in deutscher Erstaufführung vom 11. bis 13. Februar am Deutschen Theater München zu sehen, ist eine Hommage an Valdés und an die kubanische Kultur, die in mehr als 70 Jahren Diktatur irgendwie überlebt hat. Seine in Innsbruck ansässige Limonada Dance Company verbindet die Sprache des klassischen Tanzes mit Latin-Rhythmen. Das ist, wie immer bei Gasa Valgas, kunstvoll und kulinarisch gleichermaßen. Und wie schon zuvor im Deutschen Theater bei seinen Produktionen „Der große Gatsby“ oder „Frida Kahlo“ ist es auch bei Lágrimas Negras die Live-Musik, die dem Tanz die Show stehlen könnte: In der Band um den charismatischen Ray Fernandez spielt auch Cucurucho Valdés, ein großer (dreifach Grammy-nominierter) „Pianistica“ wie sein berühmter Großvater Bebo.

SZ PlusKyle Hanagami
:Zu seinen Choreos tanzen alle

Wenn sich die Teenagertochter zu Lady Gaga oder Bruno Mars bewegt, dann ist es gut möglich, dass sie den Schritten von Kyle Hanagami folgt. Der Choreograf arbeitet mit den großen Stars zusammen – und verhilft so dem zeitgenössischen Tanz zu neuem Leben.

Von Dorion Weickmann

Der Kontrast könnte nicht größer sein. Und doch, Bewegung und Musik sind auch hier eine symbiotische Erfahrung: Johanna Richters Tanztheater „See the music – and dance!“ Die Choreografin bringt große Klangwerker des Minimalismus wie John Cage, Arvo Pärt oder Steve Reich ins Spiel, Komponisten also, die akustische Kunst von jeher vielperspektivisch verstanden. Ihre Musik ist es nun, interpretiert von dem Pianisten Zoran Imširovic und dem Soundkünstler Conrad Hornung, die zwei Perfomerinnen und zwei Performer bei diesem Experiment im Schwere Reiter durch ihre Körper hindurch lassen und zum Schwingen bringen. Ebenso wie die Erde und das Wasser, deren Oberflächen zu zittern beginnen in im Backstagebereich aufgestellten Behältern. Eine Live-Kamera überträgt, so dass auch Menschen mit einer Hörschädigung die Musik sehen können (18. und 20. Februar, 20 Uhr).

Johanna Richter ist es auch, die zusammen mit Birgitta Trommler vor zehn Jahren „Hier=Jetzt“ auf den Weg brachte, eine Plattform zur Nachwuchsförderung für junge Choreografen und Tänzerinnen in München. Wer mehr über diese Initiative von Künstlern für Künstler erfahren möchte, kommt am 6. Februar in die Tanztendenz (19 Uhr, Lindwurmstraße 88, 5. OG). Die beiden werden gemeinsam mit Künstlerinnen und Künstlern, die durch das „Startpaket“ vom Hier=Jetzt, also Residenzen, Debütförderungen, Stipendien oder Einladungen zu Festivals, beruflich unterstützt wurden, auf die Geschichte der Plattform blicken. Und in die Zukunft natürlich, die aktuell nicht rosig aussieht. Denn diese in Deutschland einmalige Initiative braucht dringend neue Förderer.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMünchner Theaterabend über Gaming
:Der virtuelle Raum und seine Abgründe

Bei Online-Spielen lauern gerade für junge User viele Gefahren. Marion Siéfert hat mit ihrem Stück „Daddy“ eine Warnung dazu geschrieben. Die geht im Marstall nur teilweise auf.

Kritik von Yvonne Poppek

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: