Tanz:Dunkle Bedrohung

Tanz: "Über den Wolf" greift eine tief symbolhafte Beziehung zwischen dem Tier und dem Bösen auf.

"Über den Wolf" greift eine tief symbolhafte Beziehung zwischen dem Tier und dem Bösen auf.

(Foto: Jesús Vallinas / Staatstheater Nürnberg)

Der Choreograf und Nürnberger Ballettchef Goyo Montero hat den Tanzfilm "Über den Wolf" produziert. Als Grundlage diente ihm dabei Prokofjews Kinderstück "Peter und der Wolf" - dem er eine neue Deutung gibt.

Von Rita Argauer

Die Angst vor dem Wolf ist dem Menschen immanent. Durch Märchen geprägt, steht das in der Realität wohl häufig eher arme Tier für Bedrohung, Unberechenbarkeit und schlicht das Böse. Auf diese tief symbolhafte Beziehung greift der Choreograf und Nürnberger Ballettchef Goyo Montero nun in seinem Stück "Über den Wolf" zurück. Als Grundlage dient ihm dabei Prokofjews weltberühmtes Kinderstück "Peter und der Wolf". Nur lässt Montero hier nicht die einzelnen Figuren - der neugierige Peter, der ängstliche Großvater oder die unbedarfte Ente - als Einzelpersonen stehen. Vielmehr verschmilzt er die verschiedenen Charaktere und Weltanschauungen zu einem Menschen. Ambivalent in der Gefühlswelt, so wie das eben meistens der Fall ist.

Schauspiel- und Tanzsparte arbeiteten dafür nun erstmals zusammen. Der Schauspieler Thomas Nunner verkörpert die Person, in der sich die verschiedenen Verhaltensweisen aufspalten. Die Tänzer übernehmen jeweils in Soli die Figuren. Owen Belton komponierte dazu - inspiriert von Prokofjews ikonischen Klängen - neue Musik.

Die bekannten Virus-Gründe vereiteln nun die Uraufführung live im Theater erst einmal. Doch eine Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk ermöglichte dem Staatstheater Nürnberg, einen Tanzfilm zu produzieren, der inhaltlich und formal über das bloße Abfilmen einer Live-Aufführung hinausgeht. Zu Beginn gibt es eine Sequenz, in der Montero selbst eine Einführung in sein Wolf-Stück gibt. Dazu sieht man das unheimliche und leere Theater, in dem die Tänzer sich aufwärmen.

Unter diesem Aspekt bekommt Monteros Deutung des musikalischen Märchens eine ganz aktuelle Brisanz: Der Wolf als Sinnbild für eine unfassbare Bedrohung von außerhalb. Wie geht der Mensch mit einer solchen Bedrohung um? Das erlebt gerade jeder, der Trambahn fährt oder zum Einkaufen geht. Es folgt die gefilmte Aufführung des Stücks - allerdings als Film produziert, also mit verschiedenen Kameraperspektiven und Einstellungen. Etwas, was durch die Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk möglich wurde.

Über den Wolf, Ballettfilm von Goyo Montero, online zu sehen von Sonntag, 27. Dezember, an, unter www.br.de/kultur und www.staatstheater-nuernberg.de

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