Was läuft im Tanz:Der Tanzmonat Dezember bringt Headspins statt Heidschi Bumbeidschi

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Wer darf in den Schutzbunker, wer nicht? Diese Fragen stellt „Living it up way down“, die Tanztheater-Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding. (Foto: Alvise Predieri)

Für Lametta haben Münchens Tanzbühnen gerade keinen Kopf, es geht dort vielmehr um Drogen, Endzeitliches und Bunkermentalität. Und Mozart dreht auch durch.

Von Jutta Czeguhn

Nur Süßkram in den Wochen vor Weihnachten zu konsumieren, das ist bekanntermaßen unbekömmlich. Weshalb das Bayerische Staatsballett das Naschregal erst gar nicht so aufdringlich aufgestellt hat in diesem Dezember. Im Gegenteil, im Nationaltheater wird mit dem Triple-Abend der Choreografen Nacho Duato, Andrew Skeels und Sharon Eyal eher schwer verdauliche Kost serviert, es geht um Drogentod, Endzeitliches und kollektive Ekstase. Großartige Tanzkunst allemal, zu sehen am 6., 13. und 18. Dezember. Aber natürlich darf das Ballettpublikum dann doch in großen Gefühlen schwelgen: in John Crankos Romeo und Julia (21.,23. und 26. Dezember) und der aktuellen Neuproduktion des Klassikers La Sylphide (30.12., 2. und 5. 1.). Komm, schöner Tod!

Mozart war bekanntlich ein Wunderkind, komponierte seine ersten Klaviersonaten mit zehn Jahren, aber ob er das auch draufhatte? Ein Tänzer der „Dancefloor Destruction Crew“ in der Show „Breakin’ Mozart“. (Foto: Jonathan F. Kromer/CMYK)

Mozartkugeln, die gehen das ganze Jahr, die originalen wie die nicht so originalen. Mit Mozart ist das ja eh so eine Sache, seine Musik ist so resilient, dass sie alles übersteht, was so mit ihr angestellt wird. Auch den beherzten Zugriff durch die akrobatische „Dancefloor Destruction Crew“, die kurz DDC. Die will in ihrer Show „Breakin’ Mozart“ den Beweis antreten, dass Headspins, Windmills, eben die ganze Bewegungssprache des Breakdance, und die Musik des Meisters ziemlich gut zusammengehen. Mastermind hinter dem Erfolgsprojekt ist Regisseur, Dirigent und Musikproduzent Christoph Hagel. 2013 war Premiere beim Mozartfest in Würzburg, seither gibt’s auch in München eine regelmäßige Wiederkehr. Diesmal am 29. Dezember in der Alten Philharmonie im Fat Cat.

Durchhalten, Überleben. Wohin würde man sich im sogenannten Ernstfall flüchten, wenn auf dem Handy der Warnton ertönt und es diesmal keine Probe ist? In die U-Bahn, den nächsten Zivilschutzbunker? Irgendwie auch kein Heidschi-Bumbeidschi-Adventsthema, das da gerade durch die Medienwelt der gänzlich unvorbereitete Republik rauscht. Eher was zum aktiven Verdrängen – oder prima Stoff für ein außergewöhnliches Tanztheaterstück. „Living it up way down“ heißt die aktuelle Produktion der Bayerischen Theaterakademie August Everding. Regiestudentin Lara Freimuth und ihr Team gehen der Frage nach, wer überhaupt in Schutzplänen bedacht wird. Sie untersuchen das Schutzverlangen des Menschen und gleichzeitig Barrieren und Privilegien beim Zugang zu Sicherheitsnetzen. Beteiligt sind Tänzerinnen und Tänzer der Iwanson International School of Contemporary Dance. Zu sehen ist dieses spannende, hochaktuelle Projekt am 6. und 7. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr in der Akademietheater (in englischer Sprache).

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