Tankstellen:Öko-Sprit schreckt Autofahrer ab

Viele Kunden und Tankstellenpächter im Landkreis fühlen sich schlecht informiert und ärgern sich über höhere Preise.

Adrian Fink und Stefan Salger

Viele Autofahrer im Landkreis sind verunsichert, nachdem einige Tankstellen bereits den neuen Kraftstoff E10 eingeführt haben. Auch Pächter äußern sich eher skeptisch übers neue Superbenzin, dem statt der bisher üblichen fünf nun zehn Prozent Biokraftstoff beigemischt werden.

"Lieber zahle ich mehr, aber auf gar keinen Fall tanke ich das E10", so ein Autofahrer an einer Brucker Tankstelle. Und das, obwohl sein Auto den neuen Kraftstoff durchaus vertragen würde. Den ökologischen Vorteil bezweifle er ohnehin: "Ganz im Gegenteil-dafür werden ganze Wälder abgeholzt."

Arm dran seien diejenigen, die täglich viel Auto fahren und bei denen sich die fünf bis sieben Cent pro Liter im Geldbeutel bemerkbar machen. Wie sensibel das Thema ist, zeigen die Reaktionen mancher Tankstellenbetreiber, denen ihre Mutterkonzerne offenbar einen Maulkorb verpasst haben. Nur soviel will eine Pächterin ohne Nennung des Namens sagen: "Der Kunde möchte Super-Benzin tanken, deshalb tankt er hier nicht mehr." Denn das bekannte Superbenzin gibt es zwar weiterhin, allerdings kostet es um die fünf Cent pro Liter mehr. An Brucker Tankstellen schwankten die Preise für das E10 am Mittwoch zwischen 1,48 und 1,52 Euro, für das herkömmliche Super zwischen 1,53 und 1,57 Euro.

Ein Mitarbeiter der OMV-Tankstelle an der Münchner Straße wird deutlicher: Er kritisiert, dass Tankstellen gesetzlich zum Verkauf des neuen E10 verpflichtet seien. Seit drei Wochen gibt es den Sprit dort. Erste Bilanz auch bei ihm: Weniger Kunden. Woran das liegt? Viele Kunden wüssten nicht, ob sie das neue Benzin überhaupt tanken dürfen oder ihr Auto nicht doch Schaden nehmen könnte. Auch der Tankwart selbst hat seine Zweifel, angeblich steige durch den geringeren Energiegehalt von Biotreibstoffen der Verbrauch. Ein Kunde teilt die Bedenken: Ein "abgekartetes Spiel" sei das alles. Andere halten es für ein ökologisches Deckmäntelchen, das von den eigentlichen Problemen, etwa den Versäumnissen der Fahrzeugindustrie, ablenken und den Mineralölkonzernen mehr Geld in die Kassen bringen solle.

Auch Daniela Hutter, Pächterin einer Freien Tankstelle in Germering, hält wenig vom neuen Kraftstoff. Dieser allerdings könnte ihr sogar mehr Kunden bescheren. Denn während an vielen anderen Tankstellen im Landkreis gleichzeitig mit der Einführung von E10 der Preis für das herkömmliche Superbenzin deutlich angestiegen ist, kostete dieses am Mittwochvormittag bei Hutter weiter 1,47 Euro. "Und heute wird der Preis noch um zwei Cent fallen", kündigte sie an.

Erst Ende März wird es an der Germeringer Tankstelle E10 geben. Ebenso wie an vielen anderen Tankstellen wird dann aus Platzgründen wohl aufs Angebot von Normalbenzin verzichtet. Manche Pächter könnten sogar den Verkauf von herkömmlichem Super einstellen und nur noch die zwei teuren Alternativen Super Plus oder eben E10 anbieten. Daniela Hutter plant das nicht, und den Preis für das weiter angebotene E5 mit geringerem Bioanteil will sie auch nicht anheben. So jedenfalls sei es mit dem Lieferanten abgesprochen. "Ich finde, die ganze Sache überfordert die Kunden total", sagt sie. Kunden, die sich bereits nach der Eignung ihres Autos für den neuen Sprit erkundigt haben, darf sie aus rechtlichen Kunden gar keine Auskunft geben.

Unter anderem an Aral-Tankstellen liegt deshalb ein Infoblatt mit den Servicenummern der meisten Autohersteller auf. Um die zehn Anrufe täglich gebe es zurzeit, in denen es um die Verträglichkeit des neuen Sprits geht, heißt es beim Brucker VW-Autohaus Rasch. Zehn Modelle mit der ersten Generation der Direkteinspritzer-FSI-Motoren aus den Modelljahren 2001 bis 2005 seien in der Tat nicht geeignet. Bei den neueren Fahrzeugen seien Bedenken aber unbegründet.

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