Talentiade-Feier:Ein erster Schritt ins Rampenlicht

Emotionale Reden und ein flapsiger Spruch: Viele Vereine leisten hervorragende Nachwuchsarbeit - das Talentiade-Fest ist für sie eine besondere Anerkennung.

Ralf Tögel

Klaus Tobis brachte die Botschaft des Abends auf den Punkt: "Wir sind nicht nur dafür da, ausschließlich den Leistungssport zu fördern. Sondern allen Jugendlichen, die bei uns Fußball spielen wollen, die Möglichkeit dazu zu geben." Der Jugendleiter der SpVgg Unterhaching bedankte sich in einer emotionalen Ansprache für einen Sonderpreis des Bayerischen Fußballverbandes, der damit die vorbildliche Jugendarbeit des Vereins auszeichnete.

Es war die Erkenntnis des Abends: Einerseits gelte es, die oft mühevolle und schweißtreibende Arbeit der herausragenden Talente in München und der Region zu würdigen, aber auch das Engagement der zahllosen Helfer in den Vereinen, die solche Leistungen überhaupt erst möglich machen. Nicht zu vergessen die vielen Kinder und Jugendlichen, die sich nicht weniger anstrengen, für die es aber ins ganz helle Rampenlicht nicht reichen wird. Seit zehn Jahren haben sich deshalb die Süddeutsche Zeitung, das Kultusministerium und der Landessportverband zusammengetan, um mit der Talentiade genau diese jungen Helden und ihre Helfer zu würdigen.

Der Abend brachte auch weniger tragende Erkenntnisse, zum Beispiel diese: "Er schlägt uns nicht." Natürlich meinte Kevin Bradtke das im Spaß, als der U16-Volleyballer des TuS Fürstenfeldbruck zu seinem Trainer Ludwig Reichlmaier befragt wurde. Der Coach quittierte den flapsigen Spruch mit einem breiten Grinsen. Oder diese: "Mein Bruder ist ein Morgenmuffel." Das verriet der 13-jährige Hallbergmooser Ringer Julian Gebhard, Zweiter bei der deutschen Meisterschaft im Freistil.

Er hat das Ringer-Gen in die Wiege gelegt bekommen: Der Vater ist Cheftrainer des Bundesliga-Teams, dort kämpft sein älterer Bruder Florian. Ringen ist bei Gebhards am Frühstückstisch aber aus bekanntem Grund selten Thema. Wie wichtig solche Anerkennungen sind, wurde an diesem Abend einmal mehr deutlich, was sicher nicht ausschließlich an den Schecks über 1500 Euro und den Sachpreisen lag, mit denen Preisträger und Vereine bedacht wurden. Es geht um Anerkennung für Sportler und Vereine, die mit viel Engagement für wenig Gegenleistung Enormes erreichen.

Wie bei der täglichen Arbeit in den Vereinen, galt es auch am Festabend kleinere Klippen zu umschiffen. Etwa, als einer der Sport-Paten unauffindbar war: Basketball-Nationalspieler Demond Greene musste sein Auto umparken, Kollege Steffen Hamann übernahm derweil allein. Greene war aber rechtzeitig zur Stelle, um mit Fachwissen in einer US-Sportart zu glänzen: Er wusste gekonnt den Unterschied zwischen Softball und Baseball zu erläutern. Noch gekonnter wissen die U16-Mädchen der Freising Grizzlies mit dem Softball umzugehen, in Deutschland sind sie die Besten.

Erhellendes wusste Fußball-Talent Alisa Sewald zu berichten, als sie die Fehler der Frauen-Nationalmannschaft analysierte: "Der Psychologe hat falsch gearbeitet." Die U15-Nationalspielerin, die auch in der C-Jugend des TSV Poing kickt - wohl gemerkt bei den Buben - kann vielleicht selbst bald zur Besserung beitragen. Der Abend hatte auch Handfestes zu bieten: die vielen Talente der Kampfsportarten, die in der Region vertreten sind.

Das nötigte Kickbox-Weltmeisterin Cindy Metz, die als Patin fungierte, "größten Respekt" ab. So die Großhaderner Judoka Theresa Stoll, die demnächst bei der U17-WM antreten wird, aber auch das Engagement von Alwin Brenner. Brenner arbeitet am Heilpädagogischen Centrum Augustinum mit geistig behinderten Kindern und Jugendlichen als Judo-Trainer. Mit dem G-Judo - einer besonderen Form des Judosports, bei der Hebel und Würgegriffe nicht erlaubt sind - hilft er diesen, selbstbewusst durch das Leben zu gehen.

Jonas Olbrich, Turner des TSV Unterhaching, bringt das nötige Selbstvertrauen für eine große Karriere bereits mit: "Ich will Weltmeister werden." Olbrich ist zehn Jahre alt. Einen Schritt weiter ist die Schwimmerin Alexandra Wenk. Die 16-Jährige startet für die SG Stadtwerke München, gewann vor einer Woche bei der Junioren-EM Gold über 100 Meter Delphin. Eine große Hoffnung des Deutschen Skiverbands kommt vom SC Starnberg: Kira Weidle erhielt ihren Preis aus den Händen des ehemaligen Eishockey-Nationalspielers Klaus Kathan, die 15-Jährige fährt bereits im C-Kader.

Zum Abschluss des kurzweiligen Abends wurde es zünftig bayerisch. Der Eishockey-Nachwuchs des SC Reichersbeuern, der seit Jahren Talente fördert, wurde ausgezeichnet. Die ganze Mannschaft nebst Trainer Benedikt Huß erschien in Tracht. In der U13 spielt auch ein Mädchen: "Jenny Schuster, die schon mal rustikal hinlangt", erzählt der Trainer: Den ein oder anderen habe sie schon "ganz schön verbogen".

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