Süddeutsche Zeitung

Taktloser Brief:Abfall-Werbung vom Bestatter

Der Städtische Bestattungsdienst lässt zentral seine Briefe verschicken - inklusive aufgedrucktem Werbespruch. Die Rechnung für eine Beerdigung zierte nun ausgerechnet ein Spruch der Müllabfuhr: "Ihr Abfall - Unsere Verantwortung."

Von Bernd Kastner

Das Versenden von Briefen ist für die Stadtverwaltung reine Routine. An die 11.000 gehen täglich raus, sie werden in Moosach zentral für alle städtischen Ämter frankiert. Und weil so ein Briefumschlag ein schöner, kostenloser Werbeplatz ist, nutzt man das Frankieren auch gleich, um noch einen Werbespruch aufzudrucken. Zum Beispiel für die 115, die neue zentrale Behördennummer. Das alles läuft automatisch und normiert, doch manchmal wäre es besser, ein wenig nachzudenken.

Denn auch der Städtische Bestattungsdienst lässt zentral seine Briefe verschicken. Eines dieser Schreiben ging an einen Münchner, dessen Vater kürzlich verstorben war. Er hatte ihn vom städtischen Dienst beisetzen lassen, und erhielt dann die Rechnung für die Beerdigung. Auch auf diesem Umschlag war, neben der Adresse des Bestattungsdienstes, Werbung aufgedruckt - für den Abfallwirtschaftsbetrieb: "Ihr Abfall - Unsere Verantwortung."

Der Adressat war entsetzt ob des geschmacklosen Slogans. Wie viele Briefe in der ersten Januarhälfte in dieser Form rausgegangen sind, ist unbekannt. Auch im Rathaus ist man erschrocken und bittet um Entschuldigung: "Bedauerlich" sei das, sagt Rathaus-Sprecher Matthias Kristlbauer, "sehr unglücklich". Selbstverständlich habe niemand die Gefühle von Angehörigen verletzen wollen.

Immerhin, die Stadt habe schnell reagiert. Inzwischen sei sichergestellt, dass Briefe des Bestattungsdienstes nicht mehr mit irgendwelchen Werbeaufdrucken versehen werden, sicher ist sicher. Sie werden künftig in neutralen Kuverts versandt.

Erst im August vergangenen Jahres leistete sich ein anderer städtischer Betrieb eine peinliche Geschmacklosigkeit. Die Stadtwerke stellten wegen der Umbauarbeiten am Platz der Opfer des Nationalsozialismus eine Tafel auf mit dem Hinweis: "Wir arbeiten am Gasnetz." Die SWM baten um Verzeihung und erklärten die Panne damit, dass man ein "Normschild" aufgestellt habe, das irgend jemand unsensibel beschriftet habe.

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Quelle:
SZ vom 23.01.2013/afis
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