Szene München:Warum muss gerade um den Dreißiger so ein Bohei gemacht werden?

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Es gibt nichts, was es nicht gibt bei einem Event zum 30. Geburtstag. (Foto: lok)

Viele zelebrieren diesen runden Geburtstag, als wäre es ihr letzter. Und laden zu dem Event über alle Kanäle Freunde ein, die eigentlich gar keine sind.

Von Korbinian Eisenberger

Es ist schon ganz schön aufwendig, was jenen einfällt, die das dritte Jahrzehnt vollmachen, nicht wenige von ihnen zelebrieren den 30. Geburtstag, als wäre es ihr letzter. Catering mit Krabben-Cocktails am See? Outdoor-Wochenende mit Neopren-Anzug in der Natur? Durchzechte Club-Nächte in Budapest?

So lieb jede einzelne Einladung gemeint sein dürfte; in geballter Form mutieren die runden Feten schneller zu lästigen Terminen, als einem lieb ist. Und nur weil das zum Älterwerden in München vielleicht dazu gehört, muss man es nicht automatisch gut finden.

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Mit Ende 20 ist man in einer Lebensphase, in der die Frage erlaubt sein muss, warum gerade um den Dreißiger so ein Bohei gemacht wird. Ausgerechnet in jenen Jahren, wo sowieso ständig irgend ein Spezl zum Junggesellenabschied lädt, die Heirat wagt oder Kinder taufen lässt. Und gerade jetzt müssen manche auch noch ihren Geburtstag inszenieren, als wäre es die eigene Reinkarnation.

Klar, wahrscheinlich gab es das schon immer, das mit den aufwendigen Dreißiger-Feiern. Aber es wird ganz offensichtlich heftiger. Bergsteiger-Wochenende in den Dolomiten? "Kultur"-Trip nach Amsterdam? Die Einladungen schwappen nur so herein, wenn nicht per Post oder E-Mail, dann erwischt es einen über Facebook.

Das Internet verhakt einst geknüpfte Bande für immer und ewig, sodass man mit Ende Zwanzig Einladungen von Menschen erhält, die man eigentlich gar nicht mehr kennt. Man geht dann zusammen Kletterwald-Klettern oder Wildwasser-Raften und bringt sich grob auf den neuesten Stand, ehe man die Erkenntnisse bei edlen Speisen vertieft.

Und so entpuppt sich so mancher Termin als gar nicht mal so zäh wie gedacht - und so mancher Teilnehmer als jemand, der ja doch ein wirklich guter Freund ist. Man sollte sich bloß besser den Outdoor-Helm, den Papaya-Sekt und den seltsamen Stehkragen wegdenken.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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