Szene München:Tequila aufs Haus

Szene München: Cola, Wasser und ein besonders langer Strohhalm: Drinks für Abstinenzler in der "Steel Bar".

Cola, Wasser und ein besonders langer Strohhalm: Drinks für Abstinenzler in der "Steel Bar".

(Foto: Stephan Rumpf)

"Was ist denn mit dir los?" Wer beim Weggehen Cola oder Wasser bestellt, muss sich was anhören. In der Bar Beverly Kills pflegt man einen besonders humorvollen Umgang mit abendlichen Abstinenzlern - und gibt ihnen schon mal einen aus.

Von Philipp Crone

Wer beim Ausgehen alkoholfreie Getränke bestellt, kommt trotz aller gesundheitlicher Aufklärung noch immer manchmal in seltsame Situationen. Auch wenn sich schon längst in fast allen Lebensbereichen der Hyperindividualismus manifestiert und den Gruppenzwang überwunden hat, ist man sich bei diesem Thema erstaunlicherweise noch immer überraschend einig: Weggehen bedeutet, Alkohol zu sich nehmen.

Da sind die Sprüche oft noch ganz so wie früher, als man sein Ansehen im Heimatdorf verwirkt hatte mit dem Ruf nach einem Spezi im Gasthof zur Post. Auch heute ist noch zu hören: Was ist denn mit dir los? Jetzt komm, eins geht schon. Solchen Sätzen ist ausgesetzt, wer Cola oder Wasser bestellt. Und wenn dazu auch noch der Barkeeper der Meinung ist, das sei jetzt aber gar nicht angesagt, in seinem Laden nur Sprudel zu trinken, dann steckt er einem einen möglichst langen Strohhalm in die Flasche, damit's besonders dämlich aussieht. Dabei hat die abendliche Abstinenz auch große Vorteile.

Es ist zum Beispiel erstaunlich, wie viele Parkplätze sich des Nächtens in der Münchner Innenstadt direkt vor den einschlägigen Etablissements finden lassen. Spätestens nach Mitternacht. Von der Möglichkeit der geistig nicht ganz so tieffliegenden Konversation zur frühen Morgenstunde einmal ganz abgesehen.

Natürlich kann man sich elegant aus der Affäre ziehen, indem man sich im Klub die Cola ins Longdrinkglas gießen lässt oder auf der WG-Party die Augustinerflasche beim Klogang heimlich mit Wasser auffüllt. Aber braucht's des?

Im Beverly Kills an der Müllerstraße pflegt das Personal einen humorvollen Umgang mit Abstinenzlern. Zum einen wird dort eine durchaus empfehlenswerte Rhabarberschorle serviert, der Gast wird nach der Bestellung aber auch noch herzlich umsorgt. Die beiden mit Mineralwasser und Schorle? Ach, die bekommen noch einen Tequila aufs Haus!

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