Süddeutsche Zeitung

Szene München:Schnorrer-Alarm vor der Bar

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Raucher haben sich an viele Verbote gewöhnt. Der gelegentliche Gang an die frische Luft gehört inzwischen dazu. Aber draußen vor der Tür einer Bar lauert oft eine Spezies, die den Ausflug ins Freie ungemein stört.

Eine Kolumne von Melanie Staudinger

Ein Raucher gewöhnt sich fast an alles. Zigarette an der Bushaltestelle? Verboten! Am unüberdachten Bahnsteig? Verboten! Zigarette in der Eckkneipe? Machst du Witze? Geht man halt raus, ein bisschen Bewegung und Frischluft sollen ja ganz angenehm sein. Draußen vor der Tür aber lauert eine Spezies, die den Ausflug ins Freie doch ungemein stört: der Gelegenheitsraucher. Er steht nicht nur vor Bars wie dem Nage und Sauge oder dem Barer 47, die bis spät in die Nacht geöffnet haben, sondern durchaus auch vor Gaststätten wie dem Augustiner-Keller.

Er wartet, bis man die Schachtel aus der Jackentasche kramt und checkt die Zigarettenanzahl gekonnt ab. Entdeckt er genügend, kommt der Satz: "Mei, krieg ich auch eine?" Dabei beteuert er, höchstens fünf Kippen im Jahr zu rauchen. Und das auch nur beim abendlichen Kneipenbesuch in Gesellschaft. Eine eigene Schachtel dafür lohnt nicht.

Schon klar: Dass besagter Gelegenheitsraucher die fünf Zigaretten allein in der vergangenen Stunde zusammengesammelt hat, und zwar immer bei der gleichen Person, scheint ihn nicht zu stören. Gegen solche Schnorrer gibt es glücklicherweise ein probates Mittel, eine Zweitschachtel mit Billigkippen, die vom Ende der Welt stammen. Die schmecken nach verbranntem Kameldung (selbst würde man sie nie rauchen) und erfüllen ihren Zweck. Ein zweites Mal will gewiss keiner dieses Kraut haben, nicht einmal umsonst.

Was beim Gelegenheitsraucher funktioniert, ist allerdings keine Strategie gegen andere Schnorrer. Diejenigen etwa, die immer vom Essen probieren wollen, bevor es am Tisch steht. Oder die Drink-Tester, die sich den Cocktail schon krallen, ehe man die Chance hatte, selbst daran zu nippen. Das Glas kreist einmal durch die Runde, und am Schluss bekommt der Besteller es halb leer und angewärmt zurück. Gegen Mittrinker ist noch kein Mittel erfunden: Zur Abschreckung reinspucken ist keine Option, das haben die anderen eh schon erledigt.

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Quelle:
SZ vom 15.05.2014
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