Süddeutsche Zeitung

Szene München:Schnitzel schmecken

Lesezeit: 1 min

"30 cm Durchmesser! GOOOOIIIIIL!!!" Über das Internet verabreden sich Münchner regelmäßig zum #schnitzelmuc - zum Schnitzel-Stammtisch.

Von Thierry Backes

An jedem ersten Donnerstag im Monat wird im Hofbräuhaus über U-Boote diskutiert. Der Freistaat hat zwar keinen Zugang zu Nord- oder Ostsee und muss auch nicht mit einer schweizer Invasion über den Bodensee rechnen. Aber seit jeher haben Bayern in der deutschen Marine gedient, und so gibt es seit 1926 eine sogenannte U-Boot-Kameradschaft, die einen Stammtisch in der Erkerbar unterhält - und die 2013 von den Gastgebern sogar mit einem eigenen Bierdeckel geehrt wurde.

Ein Stammtisch hat, sofern es sich dabei nicht um den Stammtisch in der einzigen Dorfkneipe handelt, häufig einen thematischen Überbau. Im Hofbräuhaus treffen sich auch die "Polizei Pensionisten" (jeden ersten Dienstag im Monat), die Taxifahrer (dienstags und donnerstags) oder die Königstreuen (mehrere Tische, täglich). Wenn es hier mal politisch wird, ist man nicht selten der gleichen Meinung.

So ist das auch beim #schnitzelmuc, und die Meinung, die am Ende einer guten Stammtischsitzung steht, ist recht profan: Schnitzel schmecken. Auf Twitter liest sich das dann auch mal so: "30 cm Durchmesser! GOOOOIIIIIL!!!"

Das #schnitzelmuc ist ein von @SchnitzelMinga über Twitter regelmäßig organisiertes Treffen von Schnitzelfreunden in München. Bis auf die Liebe zum Kurznachrichtendienst haben die Teilnehmer nicht unbedingt viele Gemeinsamkeiten, was aber nur halb so schlimm ist, unter "Schnitzis" hat man ja genug Gesprächsthemen: Münchner Schnitzel, Wiener Schnitzel, Jägerschnitzel - und natürlich: Bratkartoffeln.

Wer nun einen Sinn bei der ganzen Sache sucht, kann lange suchen - oder es gleich sein lassen. Das Konzept funktioniert jedenfalls, längst gibt es Nachahmer. Am kommenden Montag etwa findet im Burger House an der Ismaninger Straße schon der dritte "Blog'n'Burger"-Stammtisch (#bnbmuc3) statt. Und wir lernen: Der Stammtisch setzt sich heute vielleicht nicht mehr mit U-Booten, Polizeipensionen oder der großen Politik auseinander. Aber er stirbt so schnell nicht aus.

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Quelle:
SZ vom 21.08.2014
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