Dass Biergartengäste im Kühlen sitzen, verdanken sie seit jeher Kastanienbäumen - auch wenn deren Zweck ursprünglich ein ganz anderer war: Münchner Brauer pflanzten sie, damit ihre Lagerkeller im Sommer Schatten bekamen. Erst vor 200 Jahren platzierten einige Findige von ihnen Tische unter dem Geäst und schenkten Bier zu Billigpreisen aus. Der damalige bayerische König Ludwig I. erlaubte alsbald den Verzehr mitgebrachter Brotzeiten. Dieser Biergarten-Brauch hat sich bis heute gehalten - zumindest fast.

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So einfach wie damals ist es in Münchner Biergärten nämlich nicht mehr - vor allem, wenn man sie in Gruppen betritt: Am frühen Abend im Max-Emanuel-Biergarten sind wie so oft alle Tische besetzt. Nur gut, dass die Kellnerin noch einen Tisch erspäht. Allerdings auf der Holzveranda - den Burschen und Mädels fällt erst gar nicht auf, dass dies ja ein entscheidender Unterschied ist.
Speisen müssen im Rucksack bleiben
Gerade wollen sie Radieserl und Brezn auspacken, da folgt der nächste Rückschlag: Die Kellnerin gibt ihnen zu verstehen, dass die Speisen auf der Veranda im Rucksack verweilen müssen - klar, Restaurantbereich. Und so begnügt sich das enttäuschte Oktett mit einer Runde Bier.
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Unrühmlich ist der Verzicht auf ein teures Mahl wahrlich nicht. Ludwig I., bis heute bekannt für seine Sparsamkeit, hatte den Brauern sogar verboten, überhaupt Speisen feilzubieten und damit das Gesetz zum Selbstmitbringen erst ermöglicht. Dass der Monarch so entschied, soll weniger an seinem Geiz gelegen haben. Eher an der Beschwerde einiger Gastwirte, die günstigen Getränkepreise in den Brauereigärten seien für sie geschäftsschädigend. Seinen Zweck, so ist es überliefert, verfehlte des Königs Unterfangen aber schon damals.
Heute sind Biergärten nicht mehr billig, dafür aber umso beliebter - auch in der Maxvorstadt. Erst in der Dämmerung wird ein Tisch unterhalb der Veranda frei und offenbart eine bittere Erkenntnis: Nach Sonnenuntergang schmecken die Radieserl nur noch halb so gut - selbst unter Kastanienbäumen.