Szene München:Die Autokorrektur macht den Barkeepern zu schaffen

Szene München: Nicht bei jeder Bestellung erhält man in Münchens Kneipen den gewünschten Cocktail - was weniger am Unvermögen der Barkeeper liegt als vielmehr an der Autokorrektur, die die Karte verschlimmbessert hat.

Nicht bei jeder Bestellung erhält man in Münchens Kneipen den gewünschten Cocktail - was weniger am Unvermögen der Barkeeper liegt als vielmehr an der Autokorrektur, die die Karte verschlimmbessert hat.

(Foto: Robert Haas)

Corn and Özil oder ein Pina Cola: Cocktail-Karten und Rechnungen müssen mittlerweile gegengelesen werden.

Kolumne von Philipp Crone

Die Autokorrektur wäre am besten nie erfunden worden, könnte man sich manchmal denken. Neulich etwa, der Gesellschaftsreporter erhielt mal wieder eine Einladung zu einem Gesellschaftsfest. Die eifrige PR-Dame schrieb in die Erinnerungsmail, dass man doch ja die Shop-Eröffnung für fair geblasene Weihnachts-Gläser nicht verpassen dürfe (manuelle Korrektur: der Laden ist frei erfunden).

Schließlich kämen auch wieder jede Menge prominente Gäste, hieß es in der Mail. Zum Beispiel sei Cathy Himmels zugegen, sie meinte Cathy Hummels, die Instagram-Ehefrau des Bayern-Neuzugangs Mats. Außerdem käme der Moderator Alexander Mazda (Mazza) und der Schauspieler Timothy Beach (Peach).

Solche Probleme gab es bislang in der Gastronomie noch nicht, doch das hat sich jetzt geändert. Cocktail-Karten werden gegengelesen, ehe dort die Drinks in den Druck gehen. Allerdings hat ja mittlerweile schon jede Boazn ein Server- basiertes Abrechnungssystem, und so druckte der Barkeeper Oliver von Carnap in der Patolli-Bar vor Kurzem einen Beleg aus, in dem sein Computer den Drink "Corn and Özil" ausspuckte, der genau so viel kostete wie der eigentlich gemeinte "Corn and Oil".

Aber das passiert eben zu einer Zeit während der EM, in der Öl weniger oft im Netz gesucht wird wie der deutsche Fußballer Mesut Özil. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die Autokorrekturitis demnächst am Tresen so richtig um sich greift.

Es würde natürlich einen extrem scharfen Caipiranha geben, Champoogner mit glättender Wirkung, wer einen "Dry Martini" bestellt, kriegt wahrscheinlich drei Martinis, "Sex on the beach" sind dann auch gleich sechs am Strand. Oder der Barkeeper reicht einen Tuba Libre mit Rum, einen starken Combi, einen Planters Brunch und wenn ein gestandenes Mannsbild einen Whisky-Cocktail ordert, bekommt er einen Rusty Male.

Keine schöne Vorstellung, das alles. Aber wenn es nicht anders geht: Ab jetzt, noch schnell mit dem Mazda an den Strand ins Beache's auf eine kühle Pina Cola.

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