Szene München:Partyhopping mit Hindernissen

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Ausgehen in München ist schwieriger als in anderen Städten - es gibt kein ernst zu nehmendes Party-Viertel, und von A nach B zu kommen, kann schwierig sein. Daher hat der Partygänger eine neue Art der Fortbewegung entdeckt: das Taxi-Schwarzfahren.

Eine Kolumne von Christiane Lutz

Ausgehen in München ist schwieriger als in anderen Städten. Es gibt kein ernst zu nehmendes Party-Viertel, nicht mal ein Party-Viertelchen, in dem man aus der einen grandiosen Bar heraus- und sofort in die nächste hineinfällt. Einzige Ausnahme: Man ist 18 oder mit einem Junggesellenabschied unterwegs und hat die Feierbanane um den Stachus oder die Kultfabrik entdeckt, wo sich ein unappetitliches Etablissement an das nächste reiht.

Hat sich die Clique aber doch aufgerafft, noch weiter zu ziehen, stellt sich die Frage, wie sie nun von A nach B gelangt. In jeder Gruppe gibt es die eisernen Fahrradfahrer, die auch nach drei Gin Tonic noch einigermaßen sicher über den Gehweg eiern und vorschlagen, mindestens einen Kumpel auf dem Gepäckträger zu transportieren. Dann sind da die Bus- und U-Bahn-Fans, die permanent in der App der MVG herumdrücken, um die schnellste Verbindung zum Ziel zu ermitteln, die trotzdem mindestens 34 Minuten dauert, sofern es überhaupt eine gibt. Bleibt also das Taxi. Mit steigendem Einkommen steigt die Bereitschaft, eins in Anspruch zu nehmen. Wer aber wenig Geld hat, muss entweder zu Fuß gehen oder könnte sich eines Tricks bedienen, von dem in jüngster Zeit in München berichtet wurde: das Taxi-Schwarzfahren.

Der Trick geht so: Man stelle sich zu einer Gruppe Menschen, die gerade in ein Taxi steigen will, gibt sich betrunken, aber gerade noch nett betrunken, und lallt, ob noch ein Platz frei sei. Haben die Menschen Mitgefühl, darf man mitfahren und während der Fahrt auf der Rückbank Harmloses von sich geben. Ist das Ziel erreicht und es geht darum, den Taxifahrer zu entlohnen, hüpft man ohne Vorankündigung aus dem Auto und läuft davon.

Blöd nur, dass einem die freundlichen Mitfahrer dann vor der Tür des einzigen Clubs weit und breit wieder begegnen und den Fahrpreis nacherheben wollen. Und noch blöder, dass der Türsteher abwinkt und niemanden reinlässt. Party schon zu Ende. Ach ja, München, es ist ja schon 2 Uhr früh.

© SZ vom 28.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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