Szene München:Parade der Peinlichkeiten

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Hier geht mittwochs angeblich einiges: die Promidisco P1 (Foto: Stephan Rumpf)

Am Abend feiern mit Kollegen, am nächsten Morgen lästern im Büro: Die klassische Dramaturgie einer After-Work-Party. Doch einen Vorteil hat es, wenn Banker und andere Anzugträger schon unter der Woche die Hüllen fallen lassen.

Von Andreas Schubert

Mit Kollegen feiern zu gehen, ist so eine Sache. Hält man sich vornehm zurück und bleibt den ganzen Abend beim Spezi, gilt man schnell als genussfeindlicher Langweiler. Wer sich aber zu sehr als Feierbiest geriert und mehr als zwei Cocktails trinkt, wird schnell mal Opfer der betriebsinternen Lästermaschinerie. Schafft es eine Runde aber zur After-Work-Party, ohne dass die firmeneigenen Giftspritzen mitkommen, kann es schon ganz lustig werden.

Angebote gibt es in München genug. Der Veranstalter Juke & Joy zum Beispiel lädt immer mittwochs und donnerstags zu Partys, auf denen - so werben die Macher - die "hübschen Münchner Madln", der "gemeine Anzugträger", die "süße Sekretärin" oder der "halb so spießige Banker" - jetzt kommt's - "hemmungs- und manchmal auch hüllenlos" feiern.

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Nackte Kollegen: nur in Einzelfällen erwünscht

Gut: Auf die Hüllenlosigkeit der meisten Kollegen kann man getrost verzichten. Genauso auf den Kater und dunkle Augenringe am nächsten Morgen, aber in der Arbeitswelt gilt nun mal der Ehrenkodex: Wer feiern kann, kann auch arbeiten. Insofern ist das Timing der After-Work-Events ein bisschen problematisch. Wer am Mittwoch im P1 bis in die Puppen feiert, kriegt den Donnerstag vielleicht noch halbwegs fit über die Bühne. Wer dann aber in der 089-Bar und im Pacha noch einen dranhängt, sich am Freitag mit Brummschädel ins Büro schleppt und den Tag (von der daheimgebliebenen Lästerkollegin X investigativ-kritisch beäugt) gerade mal so übersteht, mit dem ist am Wochenende ausgehtechnisch nicht mehr viel los.

Darüber dürften sich viele Szenegänger freuen. Wer will schon am Samstagabend in Club oder Bar neben gemeinen Anzugträgern und halbspießigen Bankern trinken, die womöglich so enthemmt sind, dass ihre Hüllen fallen? Niemand. Insofern sei den Clubbesitzern und Partymachern gedankt. Und zwar dafür, dass sie die Parade der Peinlichkeiten auf die Werktage verlagern und man am Wochenende in Ruhe feiern kann, ohne lästigen Kollegen zu begegnen.

© SZ vom 16.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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