Szene München:Manchmal muss man dem Angebot der netten Bedienung widerstehen

Szene München: Einen Grund zu finden, das nette Angebot der Bedienung abzulehnen, ist nicht leicht.

Einen Grund zu finden, das nette Angebot der Bedienung abzulehnen, ist nicht leicht.

(Foto: Catherina Hess)

Die Frage "Darf's denn ein kleiner Aperitif sein?" führt schnell zu einer Rechnung, die weh tut.

Von Andreas Schubert

Vor lauter ambitionierten Lokalen in München weiß man oft gar nicht mehr, worauf man eigentlich gerade Lust haben soll. Deshalb versuchen viele Restaurants, beim Service zu punkten. Schlecht behandelt wird man als Gast in München nur selten - und wenn doch, dann geht man halt künftig woanders hin. Die Auswahl ist groß genug.

Doch ein guter Service ist auch geschäftstüchtig. So sollte man bei der Frage "darf's denn ein kleiner Aperitif sein?" aufpassen - hinter einem kleinen Aperitif verbirgt sich oft ein großer Preis. Aber wer will schon als Geizhals und Banause dastehen, indem er das angebotene Glas Champagner Rosé zurückweist oder sich erkundigt, was der mit frischem Thymian und Olive angerichteten Gin Tonic eigentlich so kostet. Und die Frage "haben Sie nicht etwas Einfacheres" verkneift man sich sowieso.

Zu fest sitzt Edgar Selges Spruch als Kellner in Kir Royal - "pardon, das ist sehr einfach! Wenn Sie was billiges wollen, müssen Sie zu McDonald's" - im Hinterkopf. Wer es mit der Ausrede versucht, er wolle weniger Alkohol trinken, weiß, dass er trotzdem keine Chance hat. "Dann machen wir Ihnen einen schönen alkoholfreien Cocktail", heißt es nämlich in so einem Fall. So kann es passieren, dass man zwar einen Gutschein für ein Restaurant hat und dennoch eine gesalzene Rechnung bekommt.

Denn während sie mancherorts schon beim Aperitif gerne mal 20 Euro oder mehr pro Glas kassieren, sollte der Gast beim Digestif erst recht Vorsicht walten lassen und sich die Ohren zuhalten, wenn die so charmant bayerisch parlierende Bedienung mit einem Servierwagerl ankommt, auf dem lauter hübsche Flascherl mit Schnapserl aus "kleinen bayerischen Bio-Brennereien" stehen. Ein Stamperl Schlehengeist für 25 Euro? Gibt es in München. Da braucht man nicht viel davon, um einen Kater zu bekommen. Manchmal kann guter Service auch so richtig weh tun.

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