Szene München:Konflikt an der Bar

Szene München: Drinks für alle - oder nur für die Jungs? Eine Barkeeperin bei der Arbeit.

Drinks für alle - oder nur für die Jungs? Eine Barkeeperin bei der Arbeit.

Der eine hatte Geburtstag, der andere was mit der Barfrau am Laufen. Und die ist in Geberlaune: Der Wodka fließt, allerdings nur für Herren - und nicht für die Frauen, die sie begleiten. Das wirft existenzielle Fragen auf.

Eine Kolumne von Jakob Biazza

Der Name der Location muss nicht genannt werden. Es geht um ein größeres Thema und die Begebenheit - so zumindest die These einer der beteiligten Frauen - hätte sich überall so zutragen können. Zu viert waren sie jedenfalls. Der eine hatte Geburtstag, der andere was mit der Barfrau am Laufen. Der eine hatte seine Freundin und eine weitere Freundin dabei, der andere ein sehr gewinnendes Lächeln. Durst hatten alle. Was sich gut traf, denn die Barkeeperin, die war - spätestens als sie das von dem Geburtstag gehört hatte - in Geberlaune. Shots. Wodka. Aua.

Alles gut bis hierhin. Jetzt kommt's aber: Schnaps gab's nämlich nur für die Herren in der Runde. Für die beiden Damen, die sich bis dato nur in höchsten Tönen über die "sehr coole" Barkeeperin geäußert hatten, gab's nix. Serviert wurde ohne jeden Blickkontakt. Deshalb wurde der Umgangston erst rauer und sank dann irgendwann auf ein Niveau ab, das hier wahrlich nicht hingehört. Und das ist nun interessant. Weil da ja ein Gender-Konflikt der ganz anderen Art zu vermuten ist. Eine Art von Dolchstoßlegende der Emanzipation vielleicht - oder irgendwas ein paar Nummern kleiner.

Ein Typ jedenfalls, und das sagten bitteschön die Damen in der Runde, hätte das nie so gemacht. Der hätte die ganze Runde versorgt. Männer seien beim Weggehen nämlich viel integrativer. "Weil sie die Mädels beeindrucken wollen mit ihrer gönnerhaften Souveränität", lautete die Widerrede der Herren. Aber die war schwachbrüstig und ohne echten Elan vorgebracht.

Weil man ins Grübeln kam: Kann es sein, dass da am Ende doch was dran ist? Fehlt es in der Damenwelt tatsächlich an Solidarität nach zwei Uhr morgens? Ist die andere möglicherweise nachts wirklich zuerst Konkurrenz? Und erst lang, lang danach vielleicht noch Schwester im Schmerz? Schrecklich wäre das schon. Und dringend zu überdenken. Denn nach allem, was man so hört, haben Frauen ja weiß Gott mit Wichtigerem zu kämpfen als miteinander - auch und gerade beim Ausgehen.

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