Süddeutsche Zeitung

Szene München:Klicken für den Club

Die Generation Ü 30 geht ins Paradiso, Hinterländler tanzen gern an der Stammstrecke, zum Flirten eignet sich die 089-Bar. Doch welcher Club ist der beste? Darüber haben die Münchner jetzt abgestimmt, ganz basisdemokratisch.

Eine Kolumne von Melanie Staudinger

Wiesn-Madl, wichtigster Münchner, Radlstar oder Bierkönigin, was haben die Menschen hier nicht schon alles gewählt. Seit Dienstagabend ist auch das Münchner Nachtleben basisdemokratisch abgesteckt. Wie bei Online-Abstimmungen der Boulevard-Medien üblich, war das Interesse fast überwältigend. Angeblich sind mehr als 25.000 Partygänger mal daheim geblieben und haben sich vor den Computer gesetzt. Sie wühlten sich durch lange Nominierungslisten, wägten Musik, Service, Ambiente, Flirtfaktor und Preis-Leistungsverhältnis der Nachtetablissements gegeneinander ab und bestimmten beim "Munich Nightlife Award" erstmals den Top-Club des Jahres.

So darf sich nun das Palais am Hauptbahnhof nennen. Die Betreiber freuen sich. Sie könnten jetzt vielleicht ein Banner auf ihrer Homepage platzieren oder einen Sticker mit dem Logo des Wettbewerbs an ihre Tür kleben. "Der beste Club der Stadt" - da will doch jeder hin. Oder nicht?

Es gibt viele gute Argumente, warum man eine bestimmte Diskothek besucht: Die Generation Ü 30 geht gern ins Paradiso, weil sie dort auf Gleichaltrige trifft. Hinterländler bevorzugen zentrale Locations an der Stammstrecke, den Neuraum an der Hackerbrücke oder die Kultfabrik am Ostbahnhof. Zum Flirten eignet sich bestens die 089-Bar, und alle, die auch Sonntagvormittag noch tanzen wollen, gehen zum Gewinner, zum Palais mit seiner After-Hour-Party.

Clubs werden meist aus ganz persönlich-egoistischen Gründen zum besten Laden der Stadt: weil das Publikum toll ist, die Musik gefällt oder der Typ an der Tür so eine sexy dunkle Stimme hat. Objektive Kriterien gibt es sowieso nicht. Außer vielleicht eines: Wenn die Tanzfläche voll ist, ist auch der Club gut. Da braucht man gar kein Online-Voting.

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Quelle:
SZ vom 21.11.2013
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