Szene München:Homemade Honey Beer

Craft-Biere im Test.

Weg vom Einheitsgeschmack: Craft-Biere liegen im Trend.

(Foto: Robert Haas)

Von Zitronengras bis Passionsfrucht: Ein Münchner Start-up verkauft ein Brau-Kit, mit dem man sich zu Hause sein eigenes Wunschbier brauen kann. Nebenwirkungen sind jedoch nicht ausgeschlossen.

Kolumne von Andreas Schubert

Wie schön es doch daheim ist. Und wie viele schöne Dinge aus der Heimat kommen. Was haben wir gejubelt über die neuen, schönen regionalen Produkte aus dieser Stadt. Wie oft haben wir uns gelabt an Gin et cetera aus München, Whisky vom Schliersee und Bier aus kleinen Manufakturen, dem sogenannten Craft Beer. Letzteres wird in München von immer mehr Lokalen, die etwas auf sich halten, ausgeschenkt. Dem gegenüber steht der Begriff "Brauerei-Bier", den man tatsächlich schon mal gehört hat, und zwar von einem Party-Gast, der sich erst kurz am Hipster-Bart kratzte, bevor er mit einem Vortrag über Craft Beer das Wesen des Trinkens neu erklärte.

Sie heißen "Weibersud" oder "Münchner Revoluzzer"

Jetzt soll an dieser Stelle diese Errungenschaft der Zeit keinesfalls schlecht gemacht werden. Es tut gut, wenn es Leute gibt, die vom Einheitsgeschmack mal abweichen. Selbst etablierte Brauereien wie Paulaner haben diesen Trend erkannt und schmeißen limitierte Editionen auf den Markt, die dann so wohlklingende Namen tragen wie "Weibersud" oder "Münchner Revoluzzer". Und dann gibt es noch die vielen sogenannten Winterbiere - meistens relativ starke Biere, deren es nicht viele bedarf, um sich die fade Zeit im Winter schön zu trinken.

Aber Schneeweiße hin oder Winterbock her: Wie haben wir uns gefreut, als vor zwei Jahren ein Münchner Start-up begonnen hat, ein Brau-Kit zu verkaufen, mit dem wir zu Hause unser eigenes Wunschbier brauen können, ganz nach der Devise: Noch lokaler geht's nun wirklich nicht. Wer unbedingt Zitronengras-Geschmack in seinem Heimbräu haben will, oder Passionsfrucht, dem bleibt es selbst überlassen, wie er sein Bier würzt - ein Partyknaller aus der eigenen Küche, serviert zum selbstgekochten Viergänge-Menü, voll individuell und so.

Selbstgebrautes Bier wird zum Flop

Dass neulich das Fasserl Homemade Honey Beer bei einer Feier in der Nachbarschaft doch nicht ganz leer wurde, lag sicher nicht am Enthusiasmus der Gastgeberin. Irgendwie dachte man sich nach einem Glas: Es hat schon seinen Sinn, dass sie einem Brauwesen an der Uni beibringen. Aber gut: Ein origineller Ansatz ist es, und wer nur fest genug an das kalte Brauerei-Helle im Kühlschrank denkt, schafft es auch, beim Trinken den Hobbybrauern anerkennend zuzunicken und zu schmeicheln: "Mei, scho net schlecht." Den Zusatz "aber schlecht könnt's einem werden", sollte man bei solchen Anlässen höflicherweise für sich behalten.

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