Szene München:Freundliche Übernahme

Dschungelfest im Löwenbräukeller, 2005

Würden so nicht auffallen beim geplanten "Friendly takeover" einer Münchner Bar am kommenden Wochenende: Tarzan und Jane 2005 beim "Dschungelfest" in München.

(Foto: lok)

Darf ich wirklich mit, Schatz? Als Student war einem das noch egal. Doch wer über 30 ist und eine Party crasht, fällt unangenehm auf. Umso sympathischer ist die Idee, eine Bar zu entern - verkleidet als Voodoo-Zauberer.

Eine Kolumne von Thierry Backes

Darf ich auch wirklich mit, Schatz? Kenne ich da überhaupt irgendwen? Und ich störe auch ganz bestimmt nicht, oder? Es gab Zeiten, da waren derlei Fragen einfach keine. Weil es einem schlicht egal war, ob man eingeladen war oder nicht. Oder ob der Gastgeber einen tatsächlich kannte vom Mittagessen in der Unimensa. Seinerzeit crashte man die WG-Party einfach, sagte kurz "Hallo" und schnappte sich ein Bier aus der mit Eiswasser gefüllten Badewanne.

Kumpel Markus ist so ungefähr der Letzte, der schnell mal in Rage gerät. Auf dem Fußballplatz muss ihm der Gegenspieler den Ellenbogen schon mehrmals in den Magen rammen, bevor er sich das Knie aufschürft bei dem Versuch, denjenigen umzugrätschen. Neulich aber, da wechselte er binnen Sekunden die Farbe von blassweiß zu knallrot. Schuld war einer jener Partycrasher, wie er selbst mal einer war.

Ein junger Mann, glitschige Haare, offenes Hemd, Silberkette, tauchte zu später Stunde ungefragt auf Markus' Geburtstagsfeier auf und wanzte sich augenblicklich an eine Bekannte ran. Nun hätten seine plumpen Anwerbeversuche zur allgemeinen Belustigung beigetragen, hätte jener Typ nicht zwei Wochen vorher an Markus' eigener Freundin herumgebaggert (und erst mit der Anbiederei aufgehört, als dieser ihn anwies, seine Hände doch bitte woanders zu deponieren als auf ihrem Knie).

Wer derlei erlebt, stellt fest: Das Modell Partycrasher ist tot, es starb irgendwann zwischen Studium und Berufsleben. Umso mehr gefällt die Idee einer illustren Facebook-Gruppe, die schon bald eine Bar in der Münchner Innenstadt crashen, äh, entern will. "Friendly takeover" (freundliche Übernahme) hat man den Plan getauft, als Zulu-Fighter oder Voodoo-Zauberin, als Palme oder Kokosnuss verkleidet in einem Lokal aufzutauchen und um das im besten Fall irritierte Stammpublikum herumzutanzen - bis es sich wohl selbst einen Knochen ins Haar steckt. Denn, wie heißt es so schön in der Einladung: "Wer nicht verkleidet kommt, wird gekocht."

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