Süddeutsche Zeitung

Szene München:Feiern aus einer Hand

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Essen, vorglühen, verglühen - und alle Ausgeh-Stationen in der Hand desselben Betreibers. Selbst da, wo München sich inzwischen ganz schön groß fühlen könnte, fühlt es sich immer noch etwas klein an.

Von Jakob Biazza

Eine Stadt, die radikale Brüche nicht mag

Weggehen ist in München auch immer mehr wie eine Pauschalreise - ein ganzer Trip in der Hand von nur einem Veranstalter. Man kann das gerade wieder besonders schön im Kismet beobachten: Wenn da Zapfenstreich ist, wälzen sich gefühlt Busladungen von Leuten nach Giesing, ins Charlie. Das betreiben zum Teil dieselben Leute. Wer schon im Kismet diniert hatte, bevor er in die Bar im ersten Stock ist, hatte also alle Stationen seines Ausgehabends aus einer Hand: essen, vorglühen, verglühen.

Das ist natürlich stimmig für eine Stadt, die radikale Brüche nicht so gern mag. Es ist aber auch einer der Gründe, warum sich München selbst da, wo es sich inzwischen eigentlich ganz schön groß fühlen könnte, in der Club- und Barszene nämlich (und das ist jetzt keine Koketterie), immer noch etwas klein anfühlt: Ziemlich wenig verschiedene Menschen betreiben ziemlich viele Läden. Und ein paar davon haben sich da eine sehr passable Infrastruktur mit kurzen Wegen geschaffen, auf denen man den Betreiber nie wechseln muss.

Ein Tag in der Hand eines Wirtes - das wär's

Oder die Mitfeierer. Der Typ, der eben noch am Nebentisch im Italian Shot die sehr gute Pizza isst, hält sich in einer Stunde bestimmt in der Lola an einem Tiger Tea fest. Wer mit Lucky-Who-Burger im Bauch erst im Beverly Kills und dann später auch noch im Downtown Flash tanzt, hatte immer denselben Betreibernamen im Impressum stehen.

Vom Konzert im Strom mit Bergwolf-Currywurst auf der Hand zum Absacken ins Netzer? Kurze Wege! Was, wenigstens nach oberflächlicher Recherche, allerdings noch zu fehlen scheint: ein ganzer Tag in der Hand nur eines Wirtes. Frühstück, Lunch, Abendessen, vorglühen, abschießen - der Royal Flush des Münchenfeierns quasi. Kommt aber bestimmt bald.

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Quelle:
SZ vom 11.06.2015
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