Szene München:Fair Play am Tresen

Ein iPhone.

Wehe dem, der Wissen simuliert - und auf dem iPhone nach Antworten auf Pub-Quiz-Fragen sucht.

(Foto: AFP)

Wer war Jackie Papers Spielkamerad in seiner Kindheit? Und wer der erste Kaiser von Rom? Wenn die Bundesliga am Montagabend Pause hat, wird im Molly Malone's gequizzt. Wehe dem, der hier Wissen simuliert.

Von Philipp Crone

Ein Lokal ist ein großes Feld für kleine Gesellschaftsspiele. Da wäre natürlich das Kennenlernspiel, aber auch Fußballpartien auf Bildschirmen, heitere Trinkrunden oder das ganz alte Spiel: Raus aus dem Alltag, hin zu Hellem, Hamburger und einem dunstigen Ratsch. Wem das zu abstrakt ist, der kann an manchen Orten auch ganz konkret spielen. Im Molly Malone's zum Beispiel, einem Irish Pub am Gasteig.

Hier wird die feine englische Art gepflegt, Pommes sind saftige Chips, und die Besucher dulden bei Fußballübertragungen keine jämmerlich am Boden winselnden Simulanten. Die werden gleich mit abwertenden Handbewegungen bedacht. Liegen bleiben darf nur, wer sich wirklich verletzt hat, so lautet hier die Regelauslegung. Montags allerdings, wenn der Erstligafußball in fast allen Ländern Pause macht, sind die Spiele live vor Ort, da wird das Lokal zu einem großen Wissensquiz-Studio.

Der Quizmaster teilt Fragebögen aus. Ein Foto zum Beispiel, neben dem geschrieben steht: "Welche Kanareninsel ist hier zu sehen?" Oder: "Wer war Jackie Papers Spielkamerad in seiner Kindheit? Puff der Drache, Rupert der Bär, Nellie der Elefant oder Nessie das Seeungeheuer." (Puff, der Drache) Oder: "Wer war der erste Kaiser von Rom?" (Augustus). Die Quizrunden an den meist gut gefüllten Tischen haben einige Minuten Zeit, dann erklingt eine Glocke, Runde vorbei. Die Ergebnisse werden abgeben, Getränke bestellt und neue Fragebögen abgeholt.

In Zeiten des Smartphones, in denen auch bei normalen Kneipendiskussionen Wissen kaum mehr nötig ist, weil alles per Klick herbeigegoogelt wird, ist natürlich dem Spielbetrug Tür und Tor geöffnet. Doch niemand nutzt das Handy. Mit Wissenssimulanten wird hier nämlich genauso umgegangen wie mit denen auf dem Fußballplatz.

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