Bei keinem Wort graust es Kneipenwirte mehr, es ist noch schlimmer als Sperrstunde oder Luxussanierung: das Rauchverbot. Was wurde nicht alles prophezeit, als das Qualmen 2008 plötzlich illegal wurde: Gemütlichkeit? Geht verloren. Bars? Sterben sicher aus. Oktoberfest? Da kommt es zu Ausschreitungen. Passiert ist von all dem nichts. Dann, im Spätsommer vergangenen Jahres, überraschte das Deutsche Krebsforschungszentrum mit einer Studie: Immer mehr Kneipenbesucher unterstützen die Verbannung der Zigarette aus Gasträumen. Sogar die Mehrheit der Raucher hat sich damit arrangiert, dass sie vor die Tür muss.
Wer in diesen eisigen Nächten Raucher in Münchens Straßen beobachtet, dem kommen allerdings schnell Zweifel an der Aussage. Dick eingemummt rotten sie sich zitternd um den letzten verbliebenen Aschenbecher zusammen, als könnte dieser Wärme abstrahlen. Die Optimisten unter ihnen verkünden stolz, dass die Sache mit dem Rauchverbot ja auch Vorteile habe. Schließlich lerne man neue Leute kennen.
Andere träumen sich an die fernen Orte, nach Österreich oder Berlin, die Rauchern noch ein menschenwürdiges Leben erlauben. Und die Revolutionäre unter ihnen stellen auf stur: Niemals werde man mit dem Rauchen aufhören, Schikanen hin oder her.
In München fällt eine Raucherbastion nach der anderen. Selbst Kultläden wie das Valentinstüberl, wo heimliches Rauchen auf dem Flur bislang nicht geahndet wurde, beugen sich jetzt; dort hatten offenbar Gäste den Wirt bei den Behörden verpetzt. Nun steht das nächste Verbot bevor: Stadtteilpolitiker wollen Wärmepilze vor Lokalen verbannen. Dann verschwänden vermutlich auch die letzten Enklaven des frostgeschützten Qualmens, wie sie etwa Andechser und Augustiner am Dom auf ihren Außenflächen anbieten. Die Schlinge wird enger, liebe Revolutionäre unter den Rauchern.