Szene München:Der Fluch der Rose

Lesezeit: 1 Min.

Rosenverkäufer haben es nicht leicht - die einen sind sauer, weil die Verkäufer vor ihrem Tisch stehen, die anderen, weil sie sie nicht beachten. Und besonders lukrativ ist der Job auch nicht.

Von Korbinian Eisenberger

Es gibt eine Fernsehsendung, da bekommen Frauen fast einen Herzkasperl, wenn ihnen ein Jüngling eine Rose überreicht. In Münchner Kneipen ist das ein bisschen anders: Wer dort eine Rose loswerden will, muss sich oft anhören, er solle sich bitte schleichen.

So ist das auch in der Tijuana-Bar in der Leopoldstraße: "Eine Rose der Herr?", flötet der Mann mit dem Strauß, der gerade das Lokal betreten hat. Er bekommt einen bösen Blick zurück, wünscht noch einen schönen Abend und spaziert zu den nächsten Tischen. Nur dort, wo zwei Frauen an ihren Cocktails nuckeln, geht er lieber gleich vorbei.

Szene München
:Mit Notlügen durch die Nacht

Schwindeln ist beim Ausgehen so wie die Gurke im Drink - vieles wird besser verdaulich.

Kolumne von Christiane Lutz

Seine Kunden sind meistens Männer in Begleitung einer Dame, erklärt der Rosenverkäufer. Am begehrtesten sei seine Ware nach einigen Gläsern Wein, auf diesen Erfahrungswert baut er - schon seit einigen Jahren. Nach fünf Minuten verlässt er das Lokal. Er hat keine einzige Rose hinterlassen können, stattdessen zwei grantige Frauen - warum der Mann ihnen keine Rose angeboten habe, fragen sie sich. Die einen schicken ihn weg und ärgern sich, die anderen ärgern sich weil er nicht kommt. Um seinen Job ist der Mann nicht zu beneiden.

Wahrscheinlich ist sein Beruf in der Beliebtheitsskala eher unten angesiedelt, sonderlich lukrativ ist die Tätigkeit des Rosenverkäufers nämlich nicht. Dazu kommt noch, dass sich Fernsehclowns wie Bastian Pastewka mit Wolle-Rose-kaufen-Parodien auf Youtube über den Berufsstand lustig machen.

Szene München
:Wer ausgehen möchte, muss bald raus aufs Land fahren

Immer neue Restaurantketten und hippe Wohnblöcke: Für die Münchner Kneipe bleibt kein Platz. So manche Gegend verkommt zur Schlafvorstadt.

Von Andreas Schubert

Mit welch verantwortungslosen Menschen Rosenverkäufer bisweilen verhandeln müssen, zeigt ein Beispiel aus der Antike: Der römische Kaiser Nero soll einmal für ein Rosenbankett so viel Geld ausgegeben haben, dass seine Gäste an der Unmasse von herabfallenden Rosenblättern erstickten. Die TV-Sendung "Der Bachelor" hätte es also gar nicht gebraucht, um zu sehen, welch Unheil die Rose in ihrer Geschichte schon über die Menschheit gebracht hat.

© SZ vom 25.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: