Szene München:Dann doch lieber alleine

CANADIAN SINGER JUSTIN BIEBER PERFORMS IN SANTIAGO, CHILE

Kreischen und heulen - bei Justin Bieber Fans ist das weitverbreitet.

(Foto: dpa)

Es wird geknutscht oder geheult, gegrölt oder gefilmt - Konzerte führen zu recht unterschiedlichen Verhaltensmustern bei Fans. Manche davon sind gewöhnungsbedürftig.

Ein Kolumne von Christiane Lutz

Es gibt Situationen, in denen man sich wünscht, der Einzige zu sein. In der Supermarktschlange. Beim Bahnenziehen im Schwimmbad. Beim Verreisen mit dem Regionalexpress. Popkonzerte gehören von ihrer Grundidee her eigentlich nicht dazu, schließlich kann eine singende Menschenmasse das Erleben der Lieblingsband durchaus positiv verstärken. Wer einmal auf einem Robbie-Williams-Konzert "Angels" mitgegrölt hat, weiß, wovon die Rede ist.

Trotzdem muss einmal gesagt werden: Andere Konzertbesucher nerven. Und zwar alle. Die schlimmsten Typen seien hier zusammengefasst: Da gibt es den unbeteiligten Rumsteher. Er sieht auch bei der Konfettiexplosion während des Jahrhundert-Hits so aus, als verfolge er die Tagesschau. In seiner Nähe tritt meist der ausgelassene Mega-Fan auf, der schon bei der Vorband heiser ist, beim Haupt-Act wild mit Bier um sich spritzt und dabei laut "Wooohooooo" schreit. Er kennt keine Körpergrenzen und schubbert jeden an, der ihm beim Tanzen vor, hinter und neben die Hüften kommt.

T-Shirt-Käufer und lahme Schunkler

Daneben blickt leicht pikiert der schwer ergriffene Fan, der nur im Takt mitwippt und ehrfürchtig jede Textzeile seiner Lieblingsband mitflüstert. Ihn findet man nach Konzertende am Merchandise-Stand, wo er das aktuelle Tour-Shirt kauft.

Eine wachsende Gruppe ist die der Smartphone-Fans. Sie sind zur Hälfte damit beschäftigt, das Konzert in mieser Qualität aufzunehmen, zur anderen Hälfte damit, Fotos auf Facebook hochzuladen und auf die "Gefällt mir"-Angaben darunter zu warten.

Mit am nervigsten ist das Konzert-Pärchen. Umschlungen wiegen sie sich zur Ballade genauso lahm wie zur Tanznummer und versperren die Sicht durch regelmäßiges Knutschen.

Nach hinten ist kein Ausweg, da rockt ja der Mega-Fan, links liefe man dem Smartphone-Fan ins Bild. Man wünscht sich also, einfach allein der guten Musik zuhören zu dürfen. Darüber vergisst man allerdings, dass man durch das stete Naserümpfen selbst auch zum Typen wird: zum An-allem-Rumnörgler.

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