Szene-Kolumne:Wenn der Chef auflegt

Wozu gibt es eigentlich diese Betriebsweihnachtsfeiern? Fast niemand kommt um eine solche Einladung herum, und dabei sind die Veranstaltungen ja oft alles andere als vorweihnachtlich entspannt.

Philipp Crone

Nachdem ja nun fast alle Feste vorbei sind, kann man die Frage schon mal stellen: Wozu gibt es eigentlich diese Betriebsweihnachtsfeiern? Fast niemand kommt um eine solche Einladung herum, und dabei sind die Veranstaltungen ja oft alles andere als vorweihnachtlich entspannt. Von wegen hingehen, besinnlich trinken, heimgehen.

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Entspannt feiern? Ist auf Betriebsfeiern oft nicht möglich. (Symbolbild)

(Foto: Florian Peljak)

Was zum Beispiel, wenn der Chef sich hinter den Laptop stellt, die Kopfhörer ganz lässig schief auf ein Ohr klemmt, und dann grausigster Schnulzpop ertönt, während der Mann erwartungsvoll auf die Tanzfläche blickt? Müssen die Mitarbeiter dann tanzen?

Oder: Wenn der Boss mit glühweintrüben Augen zum Mikrofon greift und eine seiner Motivationsreden anstimmt, darf der Trainee dann rausgehen, aufs Klo oder zum Rauchen?

Darf man den vorgesetzten Abteilungsleiter, der völlig asynchron zum Beat rumhampelt, als Untergebener mit einem Luftgitarrensolo alt aussehen lassen? Und, wenn sich die Kreativszene trifft: Darf dann auch jemand kommen, der kein spontanes Duett auf der Blockflöte kann?

Überall lauert doch bei diesen Festen ein Fettnapf. Weihnachtsfeiern sind deshalb oft am schönsten, wenn sie vorbei sind, ohne dass einem etwas zugestoßen ist, über das bis zur nächsten Feier im Büroflur gelacht wird.

Doch so ein Fest kann sehr wohl auch einen Sinn haben. Wer schon einmal Mannschaftssport betrieben hat und mit den Mitspielern nach der Partie in einer Kneipe versumpft ist, der kennt das Gefühl, das sich da einstellen kann: Eine Verbundenheit durch ein gemeinsames Erlebnis.

Wenn der Kapitän mit dem Jungspund über das Leben philosophiert, die beiden Ego-Stürmer ihr Kriegsbeil begraben und alle am nächsten Tag verkatert das Training durchstehen, da wächst der Teamgeist. So kann es auch bei einer Betriebsweihnachtsfeier gehen. Vorausgesetzt natürlich, der Chef legt nicht auf.

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