Szene-Kolumne:Weihnachtsstress im Januar

Szene-Kolumne: Schnell, auf den nächsten Christkindlmarkt! Bald machen die ja schon wieder zu.

Schnell, auf den nächsten Christkindlmarkt! Bald machen die ja schon wieder zu.

(Foto: Marco Einfeldt)

Shopping, Glühwein, Weihnachtsfeiern: Der Dezember verlangt einem alles ab. Wieso nicht den Advent ein wenig verlängern?

Kolumne von Elisa Britzelmeier

Auf einen Glühwein an den Chinesischen Turm, den ersten Schnee nutzen beim Skifahren, Feuerzangenbowle auf dem Tollwood, Märchenbasar im Viehhof, mit der Fähre zum Christkindlmarkt auf die Fraueninsel, auf einen Met am Mittelaltermarkt, Glühweinabend bei x, Plätzchenbacken mit y, Weihnachtsshopping mit z: Es gibt ordentlich was zu tun.

Soll noch einer sagen, im Sommer hätte man Freizeitstress - in Wahrheit ist der Dezember die stressigste Zeit des Jahres. Der Sommer dauert zwar nie lang genug, aber im besten Fall von Mai bis September, genug Spielraum, das Biergarteln, Freibadplantscheln und Isarbooteln gerecht auf die Wochen zu verteilen. Der Dezember dagegen ist das verzogene Einzelkind unter den Monaten: Er will alles, und er will alles auf einmal.

Zwischendrin verlangt der Dezember noch, man möge sich auf ein bis drei Weihnachtsfeiern begeben. Die verlegen inzwischen immer mehr Unternehmen in den Januar, was nur zu begrüßen ist. Ließe sich das nicht auch auf die Münchner Weihnachtsmärkte übertragen? Verlängern bis Silvester, vielleicht darüber hinaus? Wieso nur ist da bei den meisten jedes Jahr wieder viel zu früh an Heiligabend Schluss?

Blasphemie!, schreien einige gleich, es heiße nicht umsonst Christkindlmarkt. Klar, wenn das Christkindl schon da war, kann's schlecht noch weiter hier auf Erden abhängen, nur damit wir Glühwein saufen dürfen. Aber es reicht ein Blick ins katholische Italien: Da gehen Weihnachtsmärkte standardmäßig bis Dreikönig. Wer sich wirklich auskennt im Kirchenjahr, der weiß, dass der Christbaum sogar bis Maria Lichtmess in den Wohnungen stehen darf. Und wer sich wirklich, wirklich auskennt, weiß, dass das am 2. Februar ist.

Deswegen sei hiermit die Bitte an die Stadt um eine Verlängerung adventlicher Aktivitäten über den Dezember hinaus gerichtet. Schon klar, womöglich gibt es Regelungen, die eine Ausweitung verhindern, man ist von der Freischankflächenverordnung ja einiges gewöhnt. Aber selbst die wurde gelockert. Da müsste ja auch in Sachen Christkindlmarktdauerbegrenzungsgrundsatzverordnung was zu machen sein.

Vielleicht würde es dann im Advent auch mit der Besinnlichkeit hinhauen. Schließlich ist es so, wie Astrid Lindgren festgehalten hat: "Und dann braucht man ja auch noch Zeit, um nur dazusitzen und vor sich hinzustarren." Sie schrieb das an Silvester, am Ende eines unersättlichen Monats.

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