Szene-Kolumne:Unisex? Lieber nicht.

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Eigentlich ist es vom Gesetz her erlaubt, dass in Bars Männer und Frauen eine einzige Toilette benutzen. Doch bei Münchner Wirten scheint das Unisex-WC nicht viel Anhänger zu haben.

Florian Fuchs

Es ist nicht überliefert, was Papst Julius I. verbrochen hat während seiner Amtszeit im 4. Jahrhundert nach Christus. Immerhin war er es, der Jesu' Geburtstag endgültig auf den 25. Dezember festgelegt hat, und das feiern wir noch heute gern. Irgendetwas aber muss schiefgelaufen sein, schließlich gilt Papst Julius als Schutzheiliger aller Latrinenreiniger.

Unisex: Auf Müchner Toilette die Ausnahme. (Foto: CARO)

Das, ohne dem Berufsstand nahetreten zu wollen, ist eine recht zweifelhafte Ehre, als Sachverständiger wäre Julius' Meinung allemal interessant: zum Thema Unisextoilette beispielsweise. Die ist in Münchner Bars theoretisch erlaubt, praktisch aber offenbar sehr unbeliebt. Früher gab es die Bayerische Gaststättenverordnung, in der festgelegt war, dass sich der Weg von Frau und Mann spätestens auf dem Gang zur Toilette scheidet.

Heute ist davon streng juristisch keine Rede mehr, den Bau einer Unisextoilette angefragt hat beim Kreisverwaltungsreferat aber trotzdem noch fast niemand. Es gibt kleine Bars, die sind die Ausnahmen: die "Schnelle Liebe" in der Thalkirchner Straße zum Beispiel oder das "Hoover & Floyd" in der Ickstattstraße. Die aber sind so klein, dass sie schlicht keinen Platz haben für zwei Toiletten. Die anderen Clubs und Bars haben offensichtlich nicht den Mut für eine Anfrage.

Das P1 etwa hat seit seinem Umbau vor einem Jahr einen gemeinsamen Toilettenvorraum, schwarz-weiß gekachelt. Danach gibt es aber nur geschlechtergetrennte Spielereien: Pissoirs an Baumstämmen bei den Männern, Schlitze zum Öffnen an den Trennwänden der Toilettenkabinen bei den Frauen. Das erleichtert die Kommunikation beim Geschäft. An der Humboldt-Universität zu Berlin haben die Studenten vor zwei Jahren gefordert, Unisextoiletten einzuführen. Es sollte ein Plädoyer sein für die Gleichstellung von Frauen und Männern. Die Verantwortlichen lehnten die Initiative dankend ab.

Vielleicht sollte man in München versuchen, die Clubs mit einem simpleren Argument von den Vorzügen einer Unisextoilette zu überzeugen. Zum Beispiel so: Bei WG-Feiern klappt's ja auch.

© SZ vom 02.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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