Tip, tap, tappeln sie hintereinander her. Alle in eine Richtung, alle zum gleichen Ziel. Wohlfühlen sie sich lediglich dort, wo es vor ihren Artgenossen nur so wuselt: Ameisen. Aber auch: Münchner. Die ausgehfreudigen Bewohner dieser Stadt suchen Samstag für Samstag am liebsten die Orte auf, zu denen auch die anderen rennen.
Die Musik ist schlecht? Kein Problem. Hauptsache der Laden ist schön voll.
(Foto: Alessandra Schellnegger)Das Bob Beaman in der Gabelsbergerstraße zum Beispiel. Da flehen sie den Türsteher um Einlass an, drängen sich auf der Tanzfläche, warten minutenlang, bis ihnen endlich einer der Barkeeper Aufmerksamkeit schenkt. Die Decke ist beengend tief, die Electro-DJs sind durchschnittlich. Das Besondere? Alle sind da. So wie auch im recht neuen Sauna Club in der Marsstraße. Hier wird lustige, aber eher mäßige Musik zum Tanzen gespielt.
Und, schwups, ist es sogar im Außenbereich so eng, dass man keinen Schritt mehr machen kann, innen zudem unerträglich heiß. Der Facebook-Status lautet dennoch zigmal Nacht für Nacht: "Bin grad in der Sauna." Ähnliches Schauspiel am Gärtnerplatz: Der Platz droht zu platzen. Doch niemandem platzt der Kragen. Im Gegenteil. Die Stimmung ist mindestens so gut wie ein wenig die Isar flussaufwärts, am Flaucher. Dort stehen die Grills so eng beieinander, dass einen der Saft der Schweinenackensteaks beim Wenden aus der Nachbargruppe bespritzt.
Warum gefällt den Münchnern das? Sie könnten statt auf Ameise einen auf Tiger machen. Und statt sich auf dem Gärtnerplatz auf dem Königsplatz niederlassen, ganz allein mit der Antike. Oder statt zum Flaucher die Isar entlang in Richtung Norden radeln und sich hinter dem Wehr in der Hirschau niederlassen. Auch hier wird gegrillt - ganz ohne grölende Gruppen, spritzende Steaks des Nachbarn und stinkende Müllbeutel. Hier stören allenfalls: ein paar Ameisen.