Szene-Kolumne:Edler Döner von der Insel

Krebsfleisch-Avocado-Sandwiches und mit Spinat, Apfel, Curry und Zitrone garniertes Toastbrot: Der Laden "Freshbury" verkauft nun britische Snacks - mitten in München. Ist das der Untergang der bayerischen Esskultur?

Florian Fuchs

Es gibt zahlreiche Witze über die englische Küche, besonders schön ist folgender: "Wenn es kalt ist, ist es Suppe. Wenn es warm ist, ist es Bier." Der Münchner an sich ist ja auch grundlegend skeptisch, wenn es um fremdländisches Brauereiwesen geht. Der Spott sowohl über Trinken, als auch über Essen aus dem Vereinigten Königreich ist trotzdem einigermaßen unfair in Zeiten, in denen sich immer mehr Irish Pubs in der Stadt ansiedeln und Kochbücher von Jamie Oliver in keiner ordentlichen Studenten-WG fehlen dürfen.

Bleibt die Frage, ob es nun auch noch eine britische Sandwichbude gebraucht hat in München. Vor allem, wenn man sich die Werbung ansieht, mit der der neue "Freshbury"-Laden wirbt: "Der Erzbischof der anglikanischen Kirche kommt aus Canterbury", steht da, "Prinz Williams Ehefrau Katie stammt aus Bucklebury." Und nun gebe es noch einen "neuen englischen Ort, der frische Produkte mit höchster Qualität mitten in Deutschland" anbiete: "Freshbury", an der Leopoldstraße.

Jetzt ist es durchaus fragwürdig, die Abstammung des Erzbischofs von Canterbury und von Prinzessin Kate mit Sandwiches auf eine Stufe zu stellen. Aber die Frage, ob es einen solchen Laden hier braucht, verdient eine klare Antwort: Yes! Freshbury, das sich die britische Kette Pret a Manger zum Vorbild nimmt, ist kein Subway. Hier gibt es kein labberiges Brot mit BBQ-Sauce. Hier gibt es Krebsfleisch-Avocado-Sandwiches und mit Spinat, Apfel, Curry und Zitrone garniertes Toastbrot.

Das schmeckt auch beim Feiern. Die Sandwiches werden nachts in der 089Bar verkauft. Eine Alternative zum Heimweg-Döner. Und da kann das Mahl ruhig aus England stammen, so lange nicht zu befürchten ist, dass bei anhaltender Britannisierung bald der heimische Döner von "Fish and Chips", dem Englischen Afterparty-Essen verdrängt wird.

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