Süddeutsche Zeitung

SZenario:"Wie beim FC Bayern"

Lesezeit: 2 min

Warum spielen keine Niederbayern in der "Grießnockerlaffäre"? Zu Gast bei der Premiere

Von Thomas Becker, München

Das Gruppenfoto ist die Königsdisziplin auf dem roten Teppich, und so dauert es auch bei der Crew der "Grießnockerlaffäre" eine Weile, bis alle arrangiert sind. Ein untersetzter Herr löst sich als Erster aus dem Grinseknäuel, steht für einige Augenblicke ein wenig verloren neben der Szene - ein dankbares Opfer für den nächsten Fotografen: "Hierher, Sigi! Zu mir! Hey, schau mal zu mir!" Und Sigi Zimmerschied, dieser wortmächtige Kabarettist mit dem fulminanten Minenspiel, schaut. Ein Blick, der keinen Ton braucht und doch alles sagt: "Bürscherl, meinst wirklich, ich zieh' jetzt ein Gala-Gesicht für dich, oder?" Ein paar Schritte neben dem roten Teppich fühlt er sich wohler: "Mei, das ist immer ein bissl wie bei der Erstkommunion: Wenn man dabeibleiben würde, bekäme man Routine."

Dabei hat er die ja: Zum vierten Mal seit 2013 gibt Zimmerschied in der Verfilmung der Rita-Falk-Krimis den Moratschek, den Dienststellenleiter des so trinkfreudigen wie wurschtigen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der diesmal selbst unter Mordverdacht steht. "Dampfnudelblues", "Winterkartoffelknödel" und "Schweinskopf al dente" sahen eineinhalb Millionen Kinobesucher, und so aufgekratzt und voller Vorfreude, wie die Premiere von "Grießnockerlaffäre" im "Mathäser" gefeiert wird, dürfte der nächste Kassenerfolg sicher sein.

Keine Frage, wenn es nach Ilse Aigner geht: "Ich bin Fan, hab' alle Filme gesehen. Ein unglaublicher Humor! Ich lache gern, mag Komödien, und das in Kombination mit Krimi: meine beiden Leidenschaften!"

Bei aller Begeisterung über die Never-ending-Saga - der zehnte Roman ist in Arbeit, der fünfte Film ("Sauerkrautkoma") ebenso - aus dem fiktiven niederbayerischen Dorf Niederkaltenkirchen (gedreht wurde großteils in Frontenhausen bei Dingolfing) wundert es doch, dass außer Zimmerschied kaum Niederbayern zum Cast gehören. "Wie beim FC Bayern", sagt der Passauer, "da spielen auch kaum noch Bayern." Regisseur Ed Herzog, ein Schwarzwälder, hat eine andere Erklärung: "Die Niederbayern kommen einfach nicht aus dem Quark. Die gehen nicht so nach außen, produzieren sich nicht, was ich sympathisch finde. Komischerweise war das mit den Niederbayern nie ein Thema. Was den Dialekt angeht, bin ich aber auch nicht so genau." Protagonist Sebastian Bezzel, ein in Hamburg-Ottensen lebender Garmischer, weiß, dass er "manchmal zu oberbairisch rede". Am Ende bleibe es gleich, "ob man im Film sein Bier nieder- oder oberbayerisch trinkt".

Auch Eisi Gulp, Bezzels Filmvater, schert sich weniger um seinen Dialekt als um seine Außenwirkung: "Viele haben gesagt, dass ich im Film viel älter rüber komme ..." Mit blauer Brille und Tochter Alina an der Hand kommt der Frühsechziger nun aber fast wie ein Endfünfziger daher. Einen ähnlich müden Scherz wollte Simon Schwarz (er spielt Eberhofers Kumpel Rudi) anbringen. Beim etwa 47. Interview grüßt er in die Kamera: "Willkommen in Augsburg!" Darauf die Fotografin: "Äh, ich mach' nur Fotos."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3614460
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 03.08.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.