SZenario:Vom Kaisergranat zum Backhendl

17 Spitzenköche tischen bei "Fauster & Friends" auf. 41 500 Euro an Spenden erbringt die Benefizveranstaltung

Von Franz Kotteder

Traditionen entwickeln bisweilen eine eigene Durchschlagskraft. Wenn es sich zum Beispiel eingebürgert hat, dass es am Ende Backhendl mit Kartoffelsalat gibt und Szegediner Gulasch - eigentlich als Personalessen, mit der Zeit aber auch für jene, die davon wissen -, dann bilden sich plötzlich wieder lange Schlangen vor der Ausgabe. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem alle längst satt sein müssten. Aber klar: Wo kriegt man schon einmal ein gescheites Backhendl und ein richtig gutes Szegediner? Da muss man dann eben schon zu "Fauster & Friends" in den Königshof gehen.

Zum zehnten Mal schon fand die Benefizveranstaltung am vergangenen Sonntag im Restaurant des Fünf-Sterne-Hotels am Stachus statt. Beinahe hätte es diesmal nicht stattgefunden, wegen des Amoklaufs vom Freitagabend. "Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht", sagt Hotelier Carl Geisel, "aber es ging ja auch darum, ein Zeichen zu setzen für soziales Engagement." Das rechtfertige es, die Veranstaltung nicht ausfallen zu lassen. Markus Othmer, sonst Moderator beim Bayerischen Fernsehen, aber mittlerweile auch schon fast so etwas wie ein traditioneller Bestandteil von "Fauster & Friends", hatte ausgerechnet, dass in zehn Jahren gut 200 000 Euro für wohltätige Zwecke gespendet wurden, "allein in diesem Jahr sind es 41 500 Euro". Jeweils 15 000 Euro davon gingen an die "Lichtblick Seniorenhilfe" sowie die Philipp-Lahm-Stiftung, jeweils 5000 Euro an den Verein "Mein Hoffnungsschimmer", der sich um Krebskranke kümmert, und die Bayerische Sportstiftung. Die Raiffeisenbank legte noch einmal je 750 Euro für "Mein Hoffnungsschimmer" und "Lichtblick" drauf.

Fußballweltmeister Philipp Lahm, dessen Stiftung Kinder und Jugendliche "in Sachen Bewegung, Ernährung und Persönlichkeitsentwicklung" unterstützt, war erfreut, schätzt er doch Fausters Küche ganz besonders, aber auch die von Geisels Vinothek ein paar Häuser weiter. Dort kehrt er gerne mal mit der Familie ein, weil man dort selbst als Promi ungestört bleibt. Bei "Fauster & Friends" bleibt er ebenfalls weitgehend unbehelligt, hält sich aber mit dem Essen sehr zurück.

Entschieden gegen den Trend, kann man sagen, denn Schlemmen gehört natürlich zum Programm. An 17 Stationen im Hauptrestaurant, in den Salons und in der Küche gibt es erlesene Köstlichkeiten, etwa Hans Haas' (Tantris) leicht gelierte Forellensuppe und lauwarmen Thunfisch, Eckart Witzigmanns Kaisergranat oder Hans Neuners Gillardeau-Auster mit geräucherter Gänseleber. Tohru Nakamura vom Werneckhof präsentierte "Viele Gurken vom Johannes", aus der Gärtnerei von Johannes Schwarz nämlich, mit dem er momentan recht intensiv zusammenarbeitet. Daniel Achilles vom Berliner Reinstoff brachte geschmortes weißes Wurzelwerk und Bachforelle mit, Königshof-Pâtissière Gabi Taubenheim erfreute unter anderem durch Mascarpone-Schnittchen. Auch wenn die Portionen Gott sei dank überschaubar sind: Alle 17 Stationen schafft kaum einer der Gäste. Die meisten der Spitzenköche - nicht weniger als acht von ihnen haben zwei Sterne im Michelin - sind seit Jahren, manche von Anfang an ohne Gage dabei und haben die Benefizveranstaltung zu einem der beiden wichtigsten Gourmet-Events der Stadt gemacht, neben dem Witzigmann-Preis. Wegen ihnen kommen die gut 250 Gäste jedes Jahr. Und wegen des Backhendls, versteht sich.

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