Süddeutsche Zeitung

Szenario:"Man muss es erleben"

Für Sportler mit geistiger Behinderung: der Special-Olympics-Empfang im Landtag

Von Philipp Crone

Leopold Prinz von Bayern überlegt kurz, dann sagt er: "Man kann es eigentlich nicht beschreiben, man muss es erleben." Was erleben? "Die Freude der Behinderten bei den Wettkämpfen. Ich erzähle Ihnen ein Beispiel." Leopold von Bayern steht am Montagabend im Foyer des Landtages, das gerade von der Abendsonne geflutet wird, und hält einen Lostopf in der Hand. Barbara Stamm, Präsidentin des Landtags, hat geladen: zu einem Benefizabend zu Gunsten der Special Olympics Bayern.

Dieses Projekt richtet Wettkämpfe für behinderte Sportler aus. "Ein Missverständnis, das uns nicht loslässt, ist der Unterschied zwischen Paralympics und Special Olympics", sagt Leopold von Bayern. "Bei den Paralympics nehmen körperlich Behinderte teil, bei uns geistig Behinderte." Und diese strahlen dabei oft eben eine ungeheure Freude aus. Das Beispiel: "Ich habe erlebt, wie ein Sportler in seinem Rennen an der Spitze lag und an den Zuschauern vorbeilief. Als er die Anfeuerungen hörte, blieb er stehen und genoss den Applaus. So hätte er fast vergessen, durchs Ziel zu laufen."

Leopold von Bayern steht zwischen den etwa 300 Gästen, gleich beginnt das Programm mit Musik, Talkrunde, Aufführungen der Athleten und Buffet. Einige der Sportler kommen zu ihm, schütteln ihm die Hand, "oft küssen sie mich auch". Der 71-Jährige hat selbst eine behinderte Tochter und unterstützt den Verein seit zehn Jahren. "Wir in Deutschland haben noch Schwierigkeiten im Umgang mit Behinderten. In den USA sind die Leute da viel weiter, die gehen mit denen ganz normal um. Von dort kommt ja auch die Special-Olympics-Bewegung". Neben ihm steht Alois Glück, Botschafter des Projekts, und sagt: "Man muss dabei sein, um diese Freude zu begreifen, die Behinderte haben. Ich erlebe nirgendwo so fröhliche Menschen wie in einer Behinderteneinrichtung."

Leopold von Bayern lächelt, begrüßt, lässt sich umarmen. Er kennt das ja durchaus, dass Leute nicht so recht wissen, wie sie mit ihm umgehen sollen. Bei ihm ist es die königliche Herkunft, die viele zögern lässt. Aber nicht an diesem Abend, da überträgt sich die herzliche Freude der Dutzenden Special-Olympics-Sportlern sehr schnell auf alle Gäste.

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Quelle:
SZ vom 15.04.2015
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