Szenario:Konzentriert auf ihre Botschaft

Szenario: Profis, wie die amerikanische Sängerin Anastacia, lassen sich auch im größten Trubel rund um die Carreras-Gala nicht aus dem Konzept bringen.

Profis, wie die amerikanische Sängerin Anastacia, lassen sich auch im größten Trubel rund um die Carreras-Gala nicht aus dem Konzept bringen.

(Foto: Robert Haas)

Wie Sängerin Anastacia im Trash-Trubel vor der Carreras-Gala die Contenance wahrt

Von Philipp Crone

Anastacia schaut mit gezückten Augenbrauen zu den vier Männern der Spider Murphy Gang rüber. Was machen die da bloß, fragt ihr Blick. Sich zum Affen. Luftgitarre spielen und dabei "Luft-Gi-Ta-Rä!" rufen zum Beispiel. Was man eben so macht, wenn man auf dem Bavaria Filmgelände vor Fotowänden steht und sich gegen konkurrierende Musik-Größen durchsetzen will. Eine Dame ruft aus dem Hintergrund zur Spider Murphy Gang: "Ah! Die Scorpions!" Anastacia lächelt, es wirkt mitleidig mitfühlend. Solche Probleme hat sie nicht, die US-Sängerin wird am Donnerstagabend in Halle 12 von allen erkannt und hofiert. Vorne Fotografen, hinten schmachtende Besucher der José-Carreras-Spendengala für den Kampf gegen Leukämie. Und da ist Anastacia ("I'm Outta Love") ein idealer Gast.

Die 49-Jährige hat zweimal mit dem Krebs gekämpft und gewonnen. 2003 und 2013 erkrankte sie an Brustkrebs. Am Donnerstagabend ist sie eine von Dutzenden, die sich für die Stiftung des spanischen Tenors engagieren, der vor Jahren an Leukämie erkrankte und gesund wurde. Bevor sie gleich bei der Gala-Show auf die Bühne tritt und singt, zeigt sie den Kollegen aus dem Musikgeschäft, wie man vor Fans und Fotografen einen souveränen Auftritt hinlegt. Erste Frage aus der Kategorie Quatsch: Warum sie so gut aussieht? Anastacia schaut wie gerade zu den vier Luftgitarristen und sagt: "Immer eine Sonnenbrille tragen." Da kommt schon Philipp Lahm vorbei, dessen Stiftung mit der von Carreras kooperiert, und weigert sich elegant, Weihnachtslieder in eine Kamera zu singen. "Die Texte kann ich, klar, aber wenn ich singe, geht euer Apparat kaputt."

Anastacia konzentriert sich mitten im vorweihnachtlichen Wohlfühlwahnsinn auf ihre Botschaft: "Krebs ist fürchterlich, im ersten Moment. Aber ich habe ganz schnell versucht, daran zu denken, wie ich damit weiterlebe, und nicht wie ich damit sterbe." Nun läuft Soraya Kohlmann vorbei, die nicht einmal die Scorpions-Sympathisantin hinten im Gedränge zuordnen könnte, hätte sie nicht eine Schärpe mit der Aufschrift "Miss Germany 2017" umhängen. Trotzdem will niemand sie sprechen, auch, weil Joey Kelly angekommen ist. Der Musiker aus der Kelly Family hatte angekündigt, vom Schloss Neuschwanstein zur Gala zu joggen, was er tat und die 120 Kilometer in 24 Stunden geschafft hat, nur um kurz danach folgende Frage zu hören: Wie er Buh-Rufe von Fans in einer Sendung einen Tag zuvor denke, als er seine eigene Musik schlecht machte. "Musik war eben nie meine Berufung", sagt er knapp und läuft beleidigt an Anastacia vorbei zur Show, in der gleich 3,2 Millionen Euro Spenden gesammelt werden.

Und die amerikanische Sängerin? Lässt sich von seltsamen Kollegen nicht aus der Ruhe bringen, schießt Fan-Selfies und sagt noch einen wunderbaren Satz: Bei Krebs denke sie immer an Können, daran, es zu schaffen. Im Englischen: "What is in Cancer? Can!"

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