Szenario:Irrealer Irrsinn

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Scherzen im Weinzelt: OB Dieter Reiter (links) und Roberto Blanco. (Foto: Stephan Rumpf)

Auch die Radio-Gong-Party bietet einen Kopfschüttelmoment

Von Thomas Becker

Dass man nach Jahrzehnten Wiesn meint, alles erlebt zu haben, ist einer dieser Irrglauben, an die man selbst nicht glaubt. Vielmehr wartet man beinahe sehnsüchtig auf einen dieser irrealen Kopfschüttelmomente, und den gibt's natürlich auch bei dieser handgebremsten Wiesn 2016. Das Setting: Radio-Gong-Party in Kufflers Weinzelt, volle Bude, die Hände zum Himmel, Weißbier kühl, Schnitzelteller ausladend und mit Georg Dingler ein bestens temperierter Gastgeber. Die Szene: Punkt acht baut einer der Gäste (keine Namen, Ehrensache) auf dem abgeräumten Brotzeitbrettl neben Spider-Murphy-Legende Günther Siegl sein Smartphone auf, aktiviert Sky Go und schaut sich mitten im Trubel das Bayern-Spiel an. Ja, wo sammer denn?

Eigentlich ein Fall für den Möchtegerngrantler Markus Stoll alias Harry G, doch der klemmt zwischen Ehefrau Veronika und OB Dieter Reiter. Es ist auch gerade keine Kamera in Sicht, die ihm Geltung verschaffen könnte. Mit am Premiumtisch: Regine Sixt, Roberto Blanco samt Gattin Luzandra mit einem dieser Dekolletés aus der Abteilung Attacke. Ihr Halbbruder Denis Veitia Gonzales ist auch dabei, wirkt aber so, als wäre er lieber ganz woanders.

Mittendrin ist dagegen Michael Holm. Laut Wikipedia ist der "Maybach der Musik", wie ihm ein weiblicher Fan ins Ohr schmachtet, schon 73, aber es stimmt ja nicht alles, was da steht. "Auf eine friedliche Wiesn - wenn ich das schon höre!", blökt er und streckt den Mittelfinger in die Höhe, "lustig und fröhlich soll sie sein!" Vier Wiesn-Einladungen hat er heuer, öfter lässt ihn seine Frau nicht, wie er sagt. Aber zum Dingler-Fest muss er: "Den Georg hab' ich vor über 20 Jahren kennengelernt. Der ist herzlich, witzig, loyal, einfach ein Schatz. Der sympathischste Mensch in München!" Dingler frotzelt zurück: "Der kennt halt sonst keinen in der Stadt." Stimmt nicht: Wolf-Dieter Ring kennt er schon. "Der Michael hat vor 22 Jahren bei meiner Hochzeit gesungen", erzählt der Medienpolitiker, "Mendocino, auf uns umgetextet." War bestimmt lustig. So wie der Humor von Roberto Blanco: "Ich flieg' bald wieder nach Kuba. Will ein bisschen braun werden."

© SZ vom 23.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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